Gas und Öl: Sorgt Trump für höhere Preise in Europa? Von Katharina Redanz und Ansgar Haase, dpa

17.09.2025 13:48

In der EU gibt es bereits seit Juni einen Plan für einen
vollständigen Stopp der Öl- und Gaslieferungen aus Russland.
US-Präsident Trump reicht das allerdings nicht. Nun soll nachgelegt
werden.

Brüssel (dpa) - US-Präsident Donald Trump knüpft neue amerikanische
Sanktionen gegen Russland daran, dass die EU vollständig auf Energie
aus dem Land verzichtet. Kommissionschefin Ursula von der Leyen
kündigt nun nach einem Telefonat mit Trump einen neuen Plan an.
Werden Strom und das Heizen für Menschen in Deutschland jetzt teurer?
Fragen und Antworten im Überblick.

Was genau will von der Leyen machen?

Die Deutsche hat eine Initiative für einen schnelleren Stopp aller
russischen Öl- und Gaslieferungen nach Europa angekündigt. Sie
begründet das damit, dass Russlands Kriegswirtschaft insbesondere
durch Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas finanziert werde. Ein
beschleunigter Ausstieg solle den wirtschaftlichen Druck auf Moskau
erhöhen und damit die Finanzierung des Krieges gegen die Ukraine
erschweren.

Warum wird überhaupt noch Öl und Gas aus Russland nach Europa
importiert?

Die Energieversorgung in Deutschland und vielen anderen EU-Staaten
wurde bis zum Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine
zu einem großen Teil mit Hilfe von günstigem Öl und Gas aus Russland

sichergestellt. Die Umstellung kostet Zeit - vor allem, weil allzu
große Auswirkungen auf die Verbraucherpreise für Energie vermieden
werden sollen. 

In Folge des Angriffskrieges erließ die EU weitgehende Einfuhrverbote
für russische Energieträger wie Kohle und Öl, allerdings gibt es noch

Ausnahmeregelungen. Gas-Sanktionen gibt es wegen der Abhängigkeiten
bislang aber nicht.

Wie stark ist die EU derzeit noch von russischen Energielieferungen
abhängig?

2024 machten Gaslieferungen aus Russland rund 19 Prozent aller
Importe aus. Insgesamt wurde im vergangenen Jahr Angaben der
EU-Statistikbehörde Eurostat zufolge natürliches und verarbeitetes
Gas im Wert von 15,6 Milliarden Euro aus Russland importiert. Zum
Vergleich: Aus den USA kam Gas im Wert von 19,1 Milliarden Euro. Gas
aus Russland kommt vor allem als Flüssigerdgas (LNG) in der EU an
sowie über die Pipeline Turkstream.

Beim Rohöl kamen trotz deutlichem Rückgang noch 13 Millionen Tonnen
aus Russland auf den europäischen Markt. Für die Ölkäufe sind vor
allem Ungarn und die Slowakei verantwortlich. 

Was sieht der bisherige EU-Plan für einen Stopp russischer
Energielieferungen vor?

Nach dem bisherigen Konzept der Kommission soll die Einfuhr von
russischem Gas schrittweise und bis 2028 komplett beendet werden. Bei
Öl ist ein vollständiger Importstopp bis Ende 2027 vorgesehen. Die
Kommission habe immer gesagt, je schneller der Ausstieg passiere,
desto besser, heißt es nun aus der Kommission.

Derzeit verhandeln die Mitgliedstaaten und das Europaparlament über
den im Juni vorgelegten Vorschlag der Brüsseler Behörde. Damit die
Regeln in Kraft treten können, braucht es auf Ebene der Länder die
Zustimmung von 15 der 27 EU-Staaten, die zusammen mindestens 65
Prozent der Gesamtbevölkerung der EU ausmachen.

Was sind die neuen Zieldaten?

Das ist noch unklar. Von der Leyen äußerte sich dazu nicht. Denkbar
wäre zum Beispiel, dass beide Ausstiegstermine um ein Jahr vorgezogen
werden. Denkbar wäre ebenfalls, dass die Kommission die
Ausnahmeregeln für die Gasimporte aus Russland kippen will.

Werden Verbraucher mit neuen Belastungen für Heizen, Tanken und Strom
rechnen müssen?

Verbraucher brauchen sich im Idealfall keine großen Sorgen zu machen.
Schon bei dem ersten Vorschlag hatte die Kommission versichert, dass
die Maßnahmen schrittweise und in Abstimmung mit den EU-Ländern
umgesetzt werden sollten, um mögliche Auswirkungen auf die Preise zu
minimieren. 

Nach Ansicht der Gaswirtschaft ist das Ziel der EU, die Importe bis
Ende 2027 zu beenden, sicherheitspolitisch gerechtfertigt und durch
die Branche umsetzbar. «Doch ohne klare Ersatzstrategien riskiert
Europa steigende Preise und Marktinstabilität», mahnt Timm Kehler,
Geschäftsführer des Branchenverbandes die Gas- und
Wasserstoffwirtschaft.

Gibt es genügend Alternativen zu russischem Öl und Gas?

Einer Analyse der Brüsseler Behörde zufolge könnten die verbleibenden

Gasmengen ohne Risiken für die Versorgungssicherheit auslaufen. Auf
dem globalen Gasmarkt gebe es genügend alternative Anbieter, hatte es
zuvor geheißen.

Reicht der Plan von der Leyens aus, um Trump zum Verhängen neuer
US-Sanktionen gegen Russland zu bewegen?

Das ist höchst fraglich. Zum einen könnte die Initiative von der
Leyens noch vom Rat der Mitgliedstaaten gestoppt werden. Und zum
anderen hat Trump auch hohe Zölle auf chinesische Importe und eine
Beteiligung von Nato-Staaten wie der Türkei an den Maßnahmen gegen
Russland gefordert. Die Türkei bezieht allerdings noch im großen Stil
günstige Energie aus Russland und hat bislang nicht erkennen lassen,
daran schnell etwas ändern zu wollen.

Geht es Trump vielleicht vor allem darum, die Absatzmöglichkeiten für
US-Flüssigerdgas in Europa zu verbessern?

Das ist nicht ausgeschlossen. Allerdings hat der Republikaner ein
starkes Argument auf seiner Seite. Auch die Ukraine kritisiert, dass
die Europäer noch immer Milliardenbeträge für russische
Energielieferungen bezahlen und damit auch die russische Kriegskasse
füllen.