IW: USA bei Importen stärker von EU abhängig als von China

18.09.2025 11:50

Chemie, Maschinen, Hightech: Bei vielen Waren sind die USA abhängiger
von der EU als von China. Das wirft neue Fragen auf, ob Europa beim
Zollabkommen mit Washington zu schlecht weggekommen ist.

Berlin (dpa) - Die USA sind stärker auf Importe aus der Europäischen
Union angewiesen als auf Waren aus China. «Die US-Importabhängigkeit
von der EU hat seit 2010 stark zugenommen», heißt es in der Studie
des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). 

In mehr als 3.100 Warengruppen haben die USA 2024 demnach mindestens
die Hälfte ihrer Importe aus der EU bezogen - im Gesamtwert von rund
290 Milliarden Dollar. Dazu zählen chemische Erzeugnisse, während bei
der Zahl der Produkte vor allem Maschinen, Geräte und
elektrotechnische Waren dominieren. 

Die Abhängigkeit der USA von Europa sei weitreichend, so das IW.
«Fast 46 Prozent aller US-Importe aus der EU entfallen auf Produkte,
bei denen Europa schwer zu ersetzen sein dürfte.»

EU liegt vor China

Insgesamt gehe es um knapp 18 Prozent aller Warengruppen, aus denen
die USA 2024 Importe bezogen haben. Ihr Gesamtwert von rund 290
Milliarden Dollar summiere sich fast auf die Hälfte des gesamten
US-Importvolumens aus der EU von 618 Milliarden Dollar.

Sogar im Vergleich zu China liegt die EU bei den US-Importen deutlich
vorn - sowohl bei der Anzahl der Waren als auch beim Gesamtwert der
Importe mit einem EU-Marktanteil von mindestens 50 Prozent. China
komme 2024 auf 2.925 Warengruppen mit einem Gesamtwert von 247
Milliarden Dollar. Das weist laut IW auf eine deutlich gesunkene
US-Abhängigkeit von chinesischen Lieferungen hin.

Zollabkommen mit den USA stark in der Kritik

US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von
der Leyen hatten sich im Zollstreit im Sommer auf einen Basiszollsatz
in Höhe von 15 Prozent auf die meisten EU-Importe in die USA
geeinigt.

In der Industrie steht das Abkommen stark in der Kritik. «Das
Übereinkommen ist ein unzureichender Kompromiss und sendet ein
fatales Signal an die eng verflochtene Wirtschaft auf beiden Seiten
des Atlantiks», hatte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI)
moniert. Die EU nehme schmerzhafte Zölle in Kauf. Der
Maschinenbauverband VDMA etwa forderte Nachverhandlungen von der
EU-Kommission. 

«Europa kann Washington mit mehr Selbstbewusstsein begegnen»

«Die USA haben bei zahlreichen Schlüsselprodukten kaum Alternativen
zur EU», meint IW-Expertin Samina Sultan. Viele Waren ließen sich
nicht kurzfristig ersetzen. «Europa hat deshalb allen Grund, den
Drohungen aus Washington mit mehr Selbstbewusstsein zu begegnen»,
sagt Sultan. 

Auch auf Waren aus Deutschland sind die USA stark angewiesen, wie die
IW-Zahlen weiter zeigen. Bei 466 Warengruppen ist der US-Importanteil
höher als 50 Prozent, der Gesamtwert liegt bei 18 Milliarden Dollar.
Das entspricht rund 11 Prozent der gesamten US-Importe aus
Deutschland im Jahr 2024.