EU schafft Passstempel ab - Neues Grenzsystem startet

12.10.2025 00:01

Das Ende der europäischen Stempel im Reisepass ist eingeläutet.
Nicht-EU-Bürger sollen sich bei ihrer Ankunft künftig elektronisch
registrieren. Das bedeutet nicht nur weniger Farbe im Pass.

Brüssel (dpa) - Adieu Passstempel: Ab heute (12. Oktober) startet an
Grenzübergängen nach Europa ein neues Einreisesystem für
Nicht-EU-Bürger. Das neue Verfahren soll schrittweise eingeführt
werden, mehr Daten erfassen und dadurch Kriminalität bekämpfen, wie
die EU-Kommission in Brüssel mitteilte. In Deutschland führt zunächst

der Flughafen Düsseldorf das sogenannte Ein- und Ausreisesystem
(«Entry-Exit-System - EES») ein. 

Ein Überblick:

Was ändert sich? 

Für deutsche Staatsangehörige oder Staatsangehörige anderer EU-Länd
er
ändert sich nichts. Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürger können sich
künftig elektronisch an speziellen Schaltern registrieren. Ausnahmen
gibt es dabei etwa für Menschen, die eine Aufenthaltskarte besitzen
und in unmittelbarer Beziehung zu einem EU-Bürger stehen. 

Einreisende müssen laut EU neben den üblichen Angaben aus dem
Reisepass auch biometrischen Daten, also Fingerabdrücke und
Gesichtsbilder, machen und speichern lassen. Außerdem wird das Ein-
und Ausreisedatum festgehalten. Um den Prozess an der Grenze zu
beschleunigen, lassen sich manche Daten schon vorab per App oder am
Selbstbedienungsschalter abgeben. 

Wann und wo wird das System eingeführt? 

In den kommenden sechs Monaten soll das System nach und nach in allen
29 Ländern des Schengenraums eingeführt werden. Neben 25 EU-Staaten
sind das Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz. Ab dem 10.
April 2026 soll es dann an allen Übergangsstellen europäischer
Außengrenzen funktionieren. Dann soll auch der Stempel im Pass
Geschichte sein.

In Deutschland folgen dafür nach dem Flughafen Düsseldorf die
Flughäfen Frankfurt am Main und München, wie das
Bundesinnenministerium mitteilte. Alle weiteren Flughäfen sowie die
Häfen an den Seeaußengrenzen sollen demnach allmählich dazukommen.
Übrigens: Auch Zugreisende können betroffen sein - etwa bei Reisen
mit dem Eurostar von London nach Paris, Brüssel oder Amsterdam. 

Welche Auswirkungen hat das neue Einreisesystem? 

Für alle EU-Bürgerinnen und Bürger haben die neuen Regeln erst einmal

keine direkten Auswirkungen. Zwar könnten die Kontrollen bei der
Einreise nach den Plänen der EU langfristig schneller gehen, davon
profitieren aber besonders Menschen ohne Staatsangehörigkeit eines
EU-Landes. 

Warum führt die EU das System ein? 

Die EU will durch das neue System vor allem für mehr Sicherheit
sorgen und Kriminelle frühzeitig aus dem Verkehr ziehen. So soll etwa
mit der Speicherung biometrischer Daten Identitätsdiebstahl bekämpft
werden, hieß es von der Brüsseler Behörde. Demnach soll es zudem
zuverlässige Informationen zu Menschen liefern, die ihre
Aufenthaltsdauer überschreiten. 

Der zuständige EU-Kommissar Magnus Brunner bezeichnete das EES als
digitales Rückgrat der neuen gemeinsamen europäischen Migrations- und
Asylpolitik. «Mit seiner Einführung modernisieren wir die Verwaltung
unserer Außengrenzen», sagte Brunner laut Mitteilung. 

Ist das alles? 

Das EES ist der erste Schritt eines neuen von der EU angestrebten
Grenzsystems: Im letzten Quartal 2026 soll laut EU zusätzlich eine
kostenpflichtige Einreisegenehmigung für EU-Ausländer verpflichtend
werden, die nicht ohnehin ein Visum brauchen. 

Davon sind Staatsangehörige aus über 50 Ländern betroffen - etwa den

USA, Kanada, dem Vereinigten Königreich, Brasilien, den Vereinigten
Arabischen Emiraten, Israel oder Südkorea. Sie müssen dann eine
sogenannte ETIAS-Reisegenehmigung beantragen, die etwa wegen
Sicherheitsbedenken der Behörden auch abgelehnt werden kann. Ähnliche
Systeme existieren bereits in Großbritannien und den USA.