Bayern kritisiert fehlende Wolfseinstufung für Alpenraum

13.10.2025 15:57

Auch in Bayern ist der Wolf heimisch - wenn auch deutlich seltener
als in anderen Teilen des Landes. Nur für eine Region gibt es keine
Feststellung zum Erhaltungszustand. Ein Experte sieht Populismus.

München/Berlin (dpa/lby) - Trotz wiederholter Forderungen aus Bayern
hat die Bundesregierung für den Alpenraum keinen günstigen
Erhaltungszustand des Wolfes festgestellt. Bayerns Jagdminister
Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wirft dem Bund vor, die Almbauern mit
der fehlenden Aussage des Bundes im Bericht für die EU zur
sogenannten alpinen geografischen Region «verantwortungslos im Regen
stehen» zu lassen. 

Massive Kritik auch von der Landwirtschaftsministerin

Auch Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) übte schwere
Kritik an der Entscheidung des Bundes, nur für die kontinentale
Wolfspopulation den «günstigen Erhaltungszustand» festzustellen: «D
er
Wolf unterscheidet nicht zwischen Kontinental- und Alpenraum - und
genau das sollte auch der Bundesumweltminister endlich begreifen.
Wenn der Wolf nicht mehr gefährdet ist, dann muss das für ganz
Deutschland gelten und nicht nur für Teile davon.» Kaniber warnte
davor, dass Bayern wegen bürokratischer Definitionen zum
Wolfsreservat der Nation werde. «Wir können nicht abwarten, bis sie
auf unseren Maktplätzen stehen.»

Wolfsexperte kritisiert Populismus und fehlende Fachkenntnis

Dagegen sah der Wolfsexperte des Bund Naturschutz, Uwe Friedl, den
günstigen Erhaltungszustand «keinesfalls erreicht», wie er der
Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mitteilte: «Die Entscheidung ist
eine politische und keine fachliche. Die Bundesregierung bricht hier
mit den Bewertungskriterien, die bisher für alle Tiere angewandt
wurden.» Völlig abwegig sei es, den günstigen Erhaltungszustand für

den Alpenraum zu fordern - einer Region, in der es noch nie
Wolfsnachwuchs gegeben habe. «Die Behauptung, dass Wölfe dort ohne
Regulierung bald auf den Marktplätzen erscheinen, ist an Populismus
nicht zu mehr überbieten.»

Bund trifft nur Aussagen für «atlantische» und «kontinentale» Reg
ion

Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) hatte zuvor den neuen
Bericht der Bundesregierung zur Wolfspopulation in Deutschland
vorgestellt. Dieser kommt zum Schluss, dass zunächst nur für die
«atlantische» und die «kontinentale» Region entsprechende
Verbesserungen beim Erhaltungszustand festzustellen seien. Generell
sei festzustellen, dass sich der Wolf in großen Teilen Deutschlands
wieder ausbreite. In der Folge könnte es künftig mehr Möglichkeiten
geben, Wölfe zu schießen, die Weidetiere reißen. 

«Der Wolf hat sich in zahlreichen Gebieten Deutschlands gut
entwickelt und ist wieder zu einem festen Teil unserer heimischen
Natur geworden», erklärte Schneider. «Zugleich werden die Länder ab

jetzt Probleme, die es vor Ort gibt, leichter lösen können.»

Kaniber reicht das - wie auch dem bayerischen Bauernverband - nicht
aus. Die Alm- und Weideflächen in den Alpen seien kaum schützbar und
damit sei die jahrhundertealte Weidewirtschaft massiv bedroht.
«Unsere Almen und Alpen sind kein Zoo, sondern gelebte
Kulturlandschaft. Hier oben ist Herdenschutz schlicht nicht machbar.
Wenn der Bund die Weidewirtschaft im Alpenraum erhalten will, dann
muss er auch die Realität zur Kenntnis nehmen und endlich auch hier
handeln», sagte die Ministerin.

Bayerns Kabinett hat Wolf bereits ins Jagdrecht aufgenommen

In Bayern hat das Kabinett bereits beschlossen, den Wolf ins
Jagdrecht aufzunehmen. «Wenn der Bund nun seine Hausaufgaben zu Ende
bringt, können konkrete Bejagungskonzepte zeitnah umgesetzt werden.
Der Wolf kann dann so bejagt werden, dass der «günstige
Erhaltungszustand» nicht gefährdet wird, unter anderem in Regionen,
wo der Wolf besonders problematisch ist, können unbürokratischer und
rechtssicherer Wölfe erlegt werden», betonte Aiwanger. So könne der
Bestand vernünftig gemanagt werden.

Einstufung wichtiges Kriterium

Die Einstufung des Erhaltungszustands gilt als eines von mehreren
Kriterien, die entscheidend dafür sind, ob und in welchem Umfang Jagd
auf den Wolf gemacht werden darf - denn es handelt sich dabei um eine
geschützte Art. Landwirte machen sich seit Jahren für den Abschuss
von Wölfen stark, um ihre Schafe und Rinder zu schützen. Andere
Experten sehen dagegen in den Abschüssen keinen besseren Schutz vor
den Wölfen und fordern einen besseren Schutz der Weidetiere durch
Zäune und Hunde.