Streit um Veggie-Namen: Dehoga Hessen kritisiert EU-Pläne
14.10.2025 04:35
Die Gastronomie in Hessen lehnt das geplante EU-Verbot von
Bezeichnungen wie «Veggie-Burger» ab. Warum der Fachverband und ein
veganes Lokal vor mehr Bürokratie und Verunsicherung von Kunden
warnen.
Wiesbaden/Gießen (dpa/lhe) - In der hessischen Gastronomie kommt das
vom Europaparlament geplante Verbot von Bezeichnungen wie
«Veggie-Burger» oder «Soja-Schnitzel» nicht gut an. «Wir finden e
in
solches Verbot unsinnig und lehnen es ab», sagte Gisbert Kern,
Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes Dehoga Hessen.
Die geplante Regelung würde für Gastronomiebetriebe nur zusätzlichen
Aufwand und Bürokratie bedeuten. «Die Speisekarten müssten neu
erstellt und gedruckt, die Produkte neu in die Kasse eingepflegt
werden.» Das stehe im Gegensatz zu den Bestrebungen der
Bundesregierung, Bürokratie abzubauen, sagte Kern.
Verbraucherschützer halten wenig vom Verbot
Zudem sei ein Verbot unnötig. Ein Verwechslungsrisiko mit den
tierischen Originalen sieht Kern nicht. In den Mitgliedsbetrieben
habe es bislang keinerlei Missverständnisse bei den Konsumenten
gegeben, so der Dehoga-Hauptgeschäftsführer.
Nach dem Willen einer Mehrheit der Abgeordneten des EU-Parlaments
sollen Begriffe wie «Steak», «Schnitzel», «Hamburger» und «Wu
rst»
künftig nur noch für tierische Lebensmittel verwendet werden dürfen.
Zu den Befürwortern gehört unter anderem der Verband der
Fleischwirtschaft. Verbraucherschützer halten wenig davon. Das
Parlament muss nun in Verhandlungen mit den EU-Staaten eine
endgültige Einigung auf die neuen Regeln finden.
«Veggie-Burger längst etabliert»
Als drohenden «Rückschritt im Bereich der pflanzlichen Ernährung»
werten die Betreiber des veganen Lokals «Veganatural» in Gießen die
Pläne des EU-Parlaments.
Statt Verbraucherinnen und Verbraucher besser zu informieren und den
Zugang zu nachhaltiger Ernährung zu fördern, werde mit einem solchen
Verbot eher zusätzliche Verwirrung gestiftet. «Der Begriff
«Veggie-Burger» hat sich längst etabliert - niemand wird dadurch in
die Irre geführt», betont Johannes Guttandin von «Veganatural».
Ein solches Verbot sorge letztlich nur dafür, dass Kundinnen und
Kunden noch weniger wüssten, woran sie sich orientieren sollen. «Auch
wir als Betrieb wissen gar nicht genau, was künftig erlaubt wäre und
was nicht - das schafft Unsicherheit auf allen Seiten statt
Klarheit», kritisierte er.
Mehrkosten befürchtet
Zudem müssten einige Produkte umbenannt und neue Speisekarten
gestaltet werden. «Das bedeutet für uns nicht nur einen erheblichen
Mehraufwand, sondern auch zusätzliche Kosten - Zeit und Geld, die wir
eigentlich lieber in Qualität, Aufklärung und Nachhaltigkeit
investieren würden», betonte Guttandin.