Estland: Straßen durch russisches Gebiet bleiben gesperrt
16.10.2025 16:06
Im Osten Estlands ragt ein russischer Landzipfel in das Nato-Land
hinein. Dort wurden kürzlich bewaffnete Uniformierte gesichtet. Die
Regierung in Tallinn reagiert.
Tallinn (dpa) - Estland wird zwei Teilstücke einer Straße im Osten
des baltischen EU- und Nato-Landes, die teilweise über russisches
Territorium führen, aus Sicherheitsgründen weiterhin gesperrt lassen.
Angesichts der Risikobewertung werden die beiden Abschnitte bis zum
Bau von Umgehungsstraßen nicht mehr befahrbar sein, teilte
Ministerpräsident Kristen Michal nach der Regierungssitzung in
Tallinn mit. Zuvor war Ende vergangener Woche auf russischer Seite
der Grenze im sogenannten Saatse-Stiefel eine kleinere Gruppe
bewaffneter Einsatzkräfte auf der Straße gesichtet worden.
Die Uniformierten hatten für Aufsehen und Bedenken gesorgt -
vereinzelt wurden Parallelen gezogen mit den als «kleinen grünen
Männchen» bezeichneten russischen Truppen ohne Abzeichen, die 2014
bei Annexion der Krim durch Russland zum Einsatz kamen. Die
estnischen Behörden hatten den Straßenabschnitt daraufhin
vorübergehend gesperrt, um mögliche Zwischenfälle zu vermeiden.
Berichte, wonach sich die Lage an der estnisch-russischen Grenze
zuspitze, wies die Regierung aber als übertrieben zurück.
«Die russischen Aktivitäten haben zugenommen und die alte
Vereinbarung, dass man ohne anzuhalten durchfahren kann, ist nicht
mehr praktikabel, wenn sich dort bewaffnete Personen aufhalten. Diese
Abschnitte sind geschlossen und werden geschlossen bleiben», sagte
Michal. Stattdessen sollen eine kleine Ausweichstraße verbreitet und
eine neue Umgehungsstraße in einem beschleunigten Verfahren ohne
Umweltverträglichkeitsprüfung gebaut werden.
Beim Saatse-Stiefel handelt es sich um keilförmiges Stück russischen
Territoriums, das nach Estland hineinragt. Darüber führt ein etwa 8
00
Meter langes Teilstück einer Straße zwischen zwei estnischen Dörfer
n,
die an einer weiteren Stelle nochmals 30 Meter über russisches Gebiet
führt. Beide Abschnitte dürfen von Esten mit einem Fahrzeug
durchquert werden, das Anhalten ist allerdings verboten. Sie werden
überwiegend von Anwohnern genutzt.