Europaabgeordnete wollen Pille für den Mann
17.10.2025 18:21
Viele Frauen kämpfen mit Nebenwirkungen, Männer haben kaum Optionen:
Zwei Europaabgeordnete fordern jetzt ein Umdenken bei der Zulassung
neuer Verhütungsmittel.
Brüssel (dpa) - Die deutschen Europaabgeordneten Peter Liese (CDU)
und Katarina Barley (SPD) drängen auf lockerere
Zulassungsvorschriften bei Verhütungsmitteln für Männer. Eine «Pill
e
für den Mann» könne viele Probleme lösen, so die Politiker. In eine
m
Brief an die Chefin der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), Emer
Cooke, fordern sie, dass die EMA in dieser Frage aktiv werde.
«Wir fordern die EMA nachdrücklich auf, in diesem Bereich eine
Führungsrolle zu übernehmen», heißt es in dem Brief. Es müssten n
eue
Leitlinien auf Grundlage von Gleichberechtigung entwickelt werden, um
die Zulassung neuartiger Verhütungsmittel für Männer zu unterstütze
n.
Unter dem Begriff Pille für den Mann werden verschiedene Mittel
verstanden, deren Ziel es ist, die Spermienbildung stark zu senken.
Nebenwirkungen im Fokus
Liese kritisiert, Zulassungsbehörden achteten bei Präparaten für
Männer deutlich stärker auf Nebenwirkungen als bei Mitteln für
Frauen. In der Vergangenheit wurden unter anderem Studien
abgebrochen, weil Männer über zu starke Nebenwirkungen klagten. So
kam es beispielsweise zu Stimmungsschwankungen bis hin zu
Depressionen.
Liese, der auch Arzt ist, und Barley, Vizepräsidentin des
Europaparlaments, betonen, dass Präparate, die dem Mann verabreicht
werden, eine große Hilfe sein könnten. Derzeit gibt es für Männer
vorrangig zwei sichere Möglichkeiten: Kondom oder Vasektomie - also
ein chirurgischer Eingriff, bei dem der Samenleiter durchtrennt
wird.
EMA: Vorschriften behindern nicht
Die EMA teilte auf Anfrage mit, man unterstütze Entwickler bei der
Förderung neuer Therapien, darunter auch Verhütungsmittel für Männe
r.
Die aktuellen Vorschriften enthielten keine Bestimmungen, die die
Entwicklung von Verhütungsmitteln für Männer behindern, hieß es.
In den vergangenen 20 Jahren hätten sich alle Anträge auf
wissenschaftliche Beratung durch die EMA ausschließlich auf die
Entwicklung von Verhütungsmitteln für Frauen konzentriert. «Wir
möchten jedoch betonen, dass unsere Türen offen bleiben», so die EMA.
Man unterstütze Entwickler gerne bei regulatorischen Fragen.