S&P senkt Einstufung: Frankreich drohen höhere Zinszahlungen

18.10.2025 11:57

Auf Frankreich lastet die gewaltige Summe von 3.300 Milliarden Euro
Schulden. Was passiert, wenn Wirtschaftsreformen weiter ausbleiben
und Investoren das Vertrauen verlieren?

Paris/London (dpa) - Weiteres Alarmzeichen für Frankreichs Regierung:
Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat die Kreditwürdigkeit
des hoch verschuldeten Landes von «AA-» auf «A+» abgestuft. Obwohl

zuletzt ein Entwurf für den Haushalt eingebracht wurde, bleibe die
Unsicherheit bestehen, begründete S&P den Schritt vom Freitagabend.
Durch die schlechtere Bewertung kann die Zinslast bei neu
auszugebenden Staatsanleihen steigen.

Finanzminister Roland Lescure interpretiert die Ratingentscheidung
als «Aufruf zur Klarheit, zur Verantwortung», wie er dem Radiosender
Franceinfo sagte. «Es ist ein Aufruf zur Ernsthaftigkeit», fügte er
mit Blick auf die öffentlichen Finanzen Frankreichs hinzu. «Wir
können diese Wolke nicht ignorieren, die zu einem Wetterbericht
hinzukommt, der ohnehin schon ziemlich düster ist.»

Bei S&P hat die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone jetzt die
gleiche Note wie Portugal und Spanien. Die S&P-Experten rechnen nach
wie vor mit einer hohen Neuverschuldung des Landes von mehr als fünf
Prozent, gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Die neu formierte
Regierung des Landes um Premierminister Sébastien Lecornu hat sich
zum Ziel gesetzt, diesen Wert im kommenden Jahr von den für 2025
erwarteten 5,4 Prozent auf 4,7 Prozent zu drücken. Bis 2029 soll die
Neuverschuldung auf 3 Prozent der Wirtschaftsleistung gedrückt
werden.

Mit der überraschenden Abstufung durch S&P hat Frankreich bei zwei
der drei größten Ratingagenturen die Doppel-A-Einstufung verloren.
Erst im September hatte Fitch die Note für die Kreditwürdigkeit des
Landes von «AA-» auf «A+» reduziert. Am Freitag kommender Woche ste
ht
die Entscheidung von Moody's an. Diese stuft das Land derzeit noch
mit «Aa3» ein.

Durch die jüngsten Abwertungen können Investmentfonds mit strengen
Ratinganforderungen gezwungen werden, sich von französischen
Staatsanleihen zu trennen. Dies könnte den Druck auf den ohnehin
angeschlagenen Markt für die Papiere erhöhen. Bereits in den
vergangenen Wochen ist der Risikoaufschlag wegen der Regierungskrise
im Vergleich zu deutschen Anleihen stark angestiegen, auch wenn sich
die Lage in den vergangenen Tagen nach dem abgewendeten
Misstrauensvotum gegen Lecornu wieder etwas beruhigte.

«Frankreich erlebt derzeit die schwerste politische Instabilität seit
der Gründung der Fünften Republik im Jahr 1958», hieß es in der
S&P-Analyse zur Abstufung. «Selbst wenn vorgezogene Parlamentswahlen
angesetzt würden und diese zu einer klaren Mehrheit in der
Nationalversammlung führen würden, gibt es keine Garantie dafür, dass

dies den Weg für einen glaubwürdigen mittelfristigen Plan zur
Haushaltskonsolidierung oder die Umsetzung von Wirtschaftsreformen
ebnen würde.»