«Erasmus»-Begründerin Corradi mit 91 Jahren gestorben
19.10.2025 09:46
Die Italienerin studierte selbst in den USA. Bei der Rückkehr wollte
niemand ihre Prüfungen anerkennen. Daraus entstand die Idee für ein
Austauschprogramm. Jetzt ist «Mamma Erasmus» gestorben.
Rom (dpa) - Die Mitbegründerin des EU-Austauschprogramms «Erasmus»,
die Italienerin Sofia Corradi, ist tot. Die Rechts- und
Erziehungswissenschaftlerin starb im Alter von 91 Jahren in ihrer
Heimatstadt Rom, wie die Familie mitteilte. Corradi hatte nach einem
Studienaufenthalt in den USA Ende der 1960er Jahre die Idee für den
Austausch von Studenten zwischen europäischen Universitäten
entwickelt. Daraus wurde 1987 das «Erasmus»-Programm, das seither von
mehr als 15 Millionen Studenten genutzt wurde.
Italiens Außenminister Antonio Tajani würdigte Corradi mit den
Worten, sie habe wesentlich am Zustandekommen einer «Generation
Europa» mitgewirkt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte,
die Italienerin stehe mit ihre Idee für eine europäische Jugend, «die
sich trifft und durch ihre Unterschiede bereichert wird». Inzwischen
reicht das Programm weit über die Europäische Union hinaus auch in
andere Länder.
Ihren Spitznamen «Mamma Erasmus» mochte sie
Corradi wurde vielfach auch «Mamma Erasmus» genannt. Dazu sagte sie
selbst der Deutschen Presse-Agentur vor einigen Jahren in einem
Interview, sie habe diesen Spitznamen gern. «Er erinnert mich an die
alten Familienrestaurants mit Namen wie «Mamma Teresa» oder «Mamma
Rosa».» Der Name des Programms geht auf den niederländischen
Universalgelehrten und Humanisten Erasmus von Rotterdam (etwa
1466/67-1536) zurück.
Das EU-Programm unterstützt Studierende und Uni-Lehrpersonal auf dem
Weg ins Ausland und hilft auch, Praktika in Unternehmen zu
finanzieren. Corradi hatte sich fast zwei Jahrzehnte lang dafür
starkgemacht. Ihre Initiative ging auf eine weniger gute Erfahrung
zurück: Während ihrer eigenen Studienzeit in Rom bekam sie die
Möglichkeit, als Fulbright-Stipendiatin für ein Jahr an die Columbia
University in New York zu gehen. Als sie zurückkam, weigerte sich
ihre Hochschule, die dort abgelegten Prüfungen anzuerkennen.
