Von der Leyen dringt auf Unabhängigkeit bei Rohstoffen
25.10.2025 14:01
Partnerschaften, Recycling, Investitionen: Von der Leyen dringt bei
einer Berliner Konferenz aufs Tempo beim Umbau der
Rohstoffversorgung. Ein Top-Manager redet den Vorstandschefs ins
Gewissen.
Berlin (dpa) - EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen spricht
sich für ein Maßnahmenpaket aus, um Europas Abhängigkeit von
Rohstoffimporten aus China rasch zu reduzieren. «Wir alle wissen, wie
wichtig Seltene Erden für unsere Industrie sind - ob es um Autos
geht, um Halbleiter oder militärische Ausrüstung.», sagte sie bei der
Konferenz «Berlin Global Dialogue» in Berlin.
Die von der chinesischen Regierung kürzlich angekündigten
Exportbeschränkungen gefährdeten die Stabilität globaler
Lieferketten. Direkte Auswirkungen auf europäische Firmen seien zu
erwarten. «Kurzfristig konzentrieren wir uns darauf, mit unserem
chinesischen Gegenüber Lösungen zu finden, aber wir sind bereit, alle
Instrumente aus unserem Werkzeugkasten zu benutzen, um darauf zu
antworten, falls notwendig.»
Unabhängigkeit ist das Ziel
Gleichzeitig seien strukturelle Antworten auf diese Herausforderung
notwendig - ähnlich wie bei den Maßnahmen, die getroffen worden
seien, um russische Energielieferungen zu ersetzen, betonte von der
Leyen. Eine davon sei das Recycling, um wertvolle Rohstoffe
zurückzugewinnen.
Zugleich würden Investitionen in strategische Projekte zur Produktion
und Verarbeitung wichtiger Rohstoffe in der Europäischen Union erhöht
sowie die Vereinbarung von Partnerschaften mit Staaten wie der
Ukraine, Australien, Kanada, Kasachstan, Usbekistan, Chile und mit
Grönland beschleunigt.
Da sich das Umfeld international komplett verändert habe, könne die
EU nicht mehr in dem gleichen Tempo reagieren wie einst. «Ob es um
Energie geht oder um Rohstoffe, Verteidigung oder Digitales: Europa
muss seine Unabhängigkeit anstreben, und jetzt ist der Moment, dies
zu tun», mahnte die Kommissionspräsidentin.
Airbus-Aufsichtsratschef redet Managern ins Gewissen
Applaus erntete Airbus-Aufsichtsratschef René Obermann von den
Teilnehmern der Konferenz, als er an die versammelten Top-Manager
appellierte, nicht nur mit dem Finger auf politisch Verantwortliche
in Brüssel oder im eigenen Land zu zeigen. «Wenn wir nicht alle in
diesem Raum, die wir sehr privilegiert sind, weil wir eine gute
Ausbildung haben, finanziell gut gestellt sind und so weiter, die
Initiative ergreifen und unsere politischen Führungskräfte
unterstützen, wird das nicht passieren», sagte er mit Blick auf die
nötigen Veränderungen.
Wo sind die Vorbilder?
Angesichts der aktuellen Herausforderungen stehe viel auf dem Spiel.
Obermann fragte: «Wie können wir erwarten, dass normale Menschen, die
nicht auf diesem finanziellen Niveau sind, nicht für Extremisten
stimmen, rechts oder links?» Wie könne man dies erwarten, «wenn sie
keine gute Führung und keine guten Vorbilder haben?»
Viele Menschen, die der Elite angehörten, sagten ihm, dass sie -
sollte sich die Situation in Europa, in Deutschland oder in Berlin
verschärfen - ja noch ein zweites Zuhause in Südafrika oder in Kanada
oder Neuseeland hätten, sagte Obermann. «Wie um Himmels willen können
wir erwarten, dass unsere Soldaten für 3.000 Euro im Monat
Kanonenfutter sind, hinausgehen und für unsere Freiheit kämpfen, wenn
sich die Situation verschärft?», fragte Obermann. Er fügte hinzu:
«Wenn wir als Eliten diese Einstellung haben, wird mir übel.»
