EZB in Lauerstellung - keine Zinsänderung erwartet

29.10.2025 17:30

Innerhalb eines Jahres haben die Euro-Währungshüter den für Banken
und Sparer wichtigen Einlagenzins halbiert. Nun hält die Europäische
Zentralbank vorerst still. Das hat seine Gründe.

Frankfurt/Florenz (dpa) - Angesichts politisch unsicherer Zeiten und
einer eingedämmten Inflation dürfte die Europäische Zentralbank die
Leitzinsen im Euroraum erneut nicht antasten. Ökonomen erwarten, dass
die EZB an diesem Donnerstag den für Sparer und Banken relevanten
Einlagenzins bei 2,0 Prozent belassen wird.

Die Entscheidung des EZB-Rates, der ausnahmsweise in Florenz tagt und
nicht am Sitz der Notenbank in Frankfurt, wird am Nachmittag (14.15
Uhr) bekanntgegeben. Die Leitzinsen haben weitreichende Auswirkungen
an den Finanzmärkten und beeinflussen etwa die Höhe der Kreditzinsen
für Unternehmen sowie die Zinsen für Sparer.

Inflation nahe an EZB-Zielmarke

Für ein Abwarten der EZB spricht, dass die nach Beginn des russischen
Angriffskrieges gegen die Ukraine ausgeuferte Inflation im Euroraum
wieder unter Kontrolle ist. Für das laufende Jahr erwartet die EZB
eine Teuerungsrate von 2,1 Prozent. Das wäre nur leicht über dem Ziel
der Notenbank von 2,0 Prozent. Zudem hält sich die Wirtschaft in
Europa trotz höherer US-Zölle robuster als erwartet. Für Unruhe sorgt

jedoch die politische Krise in Frankreich.

Nach einer Serie von Zinssenkungen hatte die Notenbank schon im Juli
und September eine Pause eingelegt. Noch im Frühjahr 2024 lag der
Einlagenzins, den Banken erhalten, wenn sie Geld bei der Notenbank
parken, doppelt so hoch bei 4,0 Prozent. Seither sind auch die
Sparzinsen deutlich gesunken.