EZB vor Zinsentscheid - Fed verschreckt mit Dezember-Aussage
30.10.2025 05:00
Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat die Federal Reserve den
US-Leitzins gesenkt. Am Donnerstag steht die Entscheidung der EZB an.
Washington/Florenz (dpa) - Die US-Notenbank Federal Reserve hat zum
zweiten Mal in diesem Jahr den Leitzins wegen Sorgen um den
Arbeitsmarkt gesenkt. Diese wogen stärker als die erhöhte Inflation.
Anders dürfte die Europäische Zentralbank vorgehen: Angesichts
politisch unsicherer Zeiten und einer eingedämmten Inflation erwarten
Ökonomen, dass die EZB an diesem Donnerstag den für Sparer und Banken
relevanten Einlagenzins bei 2,0 Prozent belassen wird.
Der EZB-Rat entscheidet darüber am Nachmittag (14.15 Uhr) -
ausnahmsweise in Florenz und nicht am Sitz der Notenbank in
Frankfurt. Die Leitzinsen haben weitreichende Auswirkungen an den
Finanzmärkten und beeinflussen etwa die Höhe der Kreditzinsen für
Unternehmen sowie die Zinsen für Sparer.
Inflation nahe an EZB-Zielmarke
Für ein Abwarten der EZB spricht, dass die nach Beginn des russischen
Angriffskrieges gegen die Ukraine ausgeuferte Inflation im Euroraum
wieder unter Kontrolle ist. Für das laufende Jahr erwartet die EZB
eine Teuerungsrate von 2,1 Prozent. Das wäre nur leicht über dem Ziel
der Notenbank von 2,0 Prozent. Zudem hält sich die Wirtschaft in
Europa trotz höherer US-Zölle robuster als erwartet. Für Unruhe sorgt
jedoch die politische Krise in Frankreich.
Nach einer Serie von Zinssenkungen hatte die Notenbank schon im Juli
und September eine Pause eingelegt. Noch im Frühjahr 2024 lag der
Einlagenzins, den Banken erhalten, wenn sie Geld bei der Notenbank
parken, doppelt so hoch bei 4,0 Prozent. Seither sind auch die
Sparzinsen deutlich gesunken.
Fed-Chef Powell beunruhigt Märkte mit Dezember-Aussage
Die Federal Reserve hingegen hatte im September erstmals seit
Dezember 2024 wieder Hand an den US-Leitzins gelegt und ihn
gelockert. Auch am Mittwoch reduzierte der Zentralbankrat der Fed das
Zinsniveau um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von nun 3,75 bis 4,0
Prozent.
Damit hatte eine breite Mehrheit von Volkswirten gerechnet, nicht
jedoch mit einer Äußerung von Fed-Chef Jerome Powell, die dann die
Märkte verunsicherte: «Eine weitere Senkung des Leitzinses bei der
Dezember-Sitzung ist alles andere als sicher», sagte Powell.
Analysten waren von einer weiteren Senkung zum Jahresende
ausgegangen. Unter den einzelnen Fed-Mitgliedern gebe es «weit
auseinander driftende Ansichten» über die weitere Herangehensweise,
sagte Powell.
Bereits jetzt Abweichler bei Entscheidung
Bereits bei der jetzigen Sitzung ergab sich ein uneinheitliches Bild:
Von den zwölf stimmberechtigten Mitgliedern votierten dieses Mal zehn
für eine Senkung um einen kleinen Zinsschritt. Jeffrey Schmid vom
Fed-Bezirk Kansas City befürwortete überraschend die Beibehaltung der
bisherigen Zinshöhe. Stephen Miran, ein Vertrauter von Donald Trump,
sprach sich dagegen erneut für eine größere Senkung aus - ganz nach
dem Wunsch des Präsidenten.
Dass eine weitere Zinssenkung nun gar nicht mehr so sicher ist,
dürfte Trump sauer aufstoßen. Seit Monaten übt er Druck auf Powell
und andere Vorstandsmitglieder aus und fordert Zinssenkungen - und
das, obwohl die Federal Reserve unabhängig von politischem Druck über
die geldpolitische Ausrichtung entscheiden soll.
