EZB peilt Einführung des digitalen Euro 2029 an

30.10.2025 11:00

Seit Jahren wird getüftelt, nun geht der digitale Euro in die nächste
Phase. Bis Verbraucher damit bezahlen können, wird es aber noch
dauern. Auf Bargeld müssen sie auch künftig nicht verzichten.

Frankfurt/Florenz (dpa) - Die Europäische Zentralbank (EZB) treibt
die Arbeiten an einem digitalen Euro voran und peilt eine Einführung
der Alternative zum Bargeld 2029 an. Voraussetzung ist, dass es bis
dahin einen Rechtsrahmen dafür gibt. Unabhängig von der noch
ausstehenden Einigung auf politischer Ebene beschloss der EZB-Rat bei
seiner auswärtigen Sitzung in Florenz, die Vorbereitungen der
Notenbank für einen digitalen Euro fortzusetzen.

«Wenn die Gesetzgebung im Laufe des Jahres 2026 in Kraft tritt,
könnte 2027 ein Pilotprojekt starten, und das Eurosystem sollte für
eine mögliche erste Ausgabe des digitalen Euro im Jahr 2029 bereit
sein», teilte die Notenbank mit Sitz in Frankfurt mit. In
Zusammenarbeit mit Zahlungsanbietern, Händlern und Verbrauchern
wollen die Währungshüter den digitalen Euro fit für die Praxis
machen. Sofern der Rechtsrahmen stehe, könnten ab Mitte 2027
testweise erste Transaktionen durchgeführt werden, heißt es von der
Zentralbank.

Vorbereitungen laufen seit Jahren

Seit Jahren tüfteln die Euro-Währungshüter an einer digitalen
Variante der europäischen Gemeinschaftswährung. Nach Arbeiten an
Technologie und Datenschutz hatte die EZB am 1. November 2023 eine
auf zwei Jahre angelegte erste Vorbereitungsphase gestartet. 

Verbraucher bekämen einen digitalen Euro in einer digitalen
Geldbörse, einer sogenannten Wallet, gutgeschrieben und könnten in
Sekundenschnelle rund um die Uhr zum Beispiel per Smartphone
bezahlen.

Europäisches Gegengewicht zu US-Bezahlriesen

Die Kosten für das gesamte Projekt, das Banken und Sparkassen nach
wie vor mit viel Skepsis verfolgen, schätzt die EZB bis 2029 auf rund
1,3 Milliarden Euro für das Eurosystem. «Die anschließenden
jährlichen Betriebskosten werden ab 2029 auf etwa 320 Millionen Euro
pro Jahr veranschlagt», teilte die EZB mit. 

Mit einem digitalen Euro wollen die Euro-Notenbanken privaten
Anbietern vor allem aus den USA wie Paypal, Mastercard und Visa, die
derzeit den Markt für digitale Zahlungen in Europa dominieren, ein
europäisches Angebot entgegensetzen.

Schein und Münze bleiben

Befürchtungen, das Bargeld könnte abgeschafft werden, treten sowohl
die EZB als auch die EU-Kommission immer wieder entgegen. Ein
Vorschlag der Behörde für einen Rechtsrahmen aus dem Juni 2023 sieht
zwar vor, dass der digitale Euro gesetzliches Zahlungsmittel wird, er
aber Schein und Münze nicht ersetzt. Brüssel will zugleich per Gesetz
sicherstellen, dass Bargeld in der Europäischen Union weiterhin breit
akzeptiert wird und gut verfügbar ist.

Wero als Alternative?

Kritiker fragen sich, ob sich der Aufwand lohnt und es nicht
sinnvoller wäre, den seit Juli 2024 verfügbaren Bezahldienst Wero
auszubauen. Wero wird von einem Zusammenschluss europäischer Banken
und Zahlungsdienstleister (European Payments Initiative/EPI)
vorangetrieben und ist bisher in Deutschland, Frankreich und Belgien
nutzbar.