Billionen-Etat: Mehrheit im EU-Parlament dagegen
30.10.2025 12:56
Zwei Billionen Euro will die EU-Kommission für das nächste
Gemeinschaftsbudget. Davon soll ein Großteil über die Hauptstädte
verwaltet werden. Europaparlamentarier stellen sich quer.
Brüssel (dpa) - Eine Mehrheit des Europaparlaments lehnt den
Vorschlag für den nächsten langjährigen Gemeinschaftshaushalt der
EU-Kommission ab. Der Vorschlag garantiere nicht, dass die
Bedürfnisse der Regionen abseits der Hauptstädte abgedeckt werden,
außerdem verzerre er den EU-Binnenmarkt sowie den fairen Wettbewerb
im Agrarsektor, schreiben die Vorsitzenden mehrerer Fraktionen in
einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und
fordern Änderungen. Das Europäische Parlament könne den Vorschlag so
nicht als Grundlage für Verhandlungen akzeptieren.
Unterzeichnet wurde der Brief von den Fraktionsvorsitzenden der
konservativen EVP, Manfred Weber (CSU), der sozialdemokratischen S&D,
Iratxe García, der liberalen Renew, Valérie Hayer, und der Grünen,
Terry Reintke und Bas Eickhout, sowie den jeweiligen
Haushalts-Verhandlern der Fraktionen. Er liegt der Deutschen
Presse-Agentur vor. Wenn jeder Mitgliedsstaat eigene Pläne mache und
große Geldbeträge nicht klar zugeteilt seien, führe das zu
Zersplitterung und weniger Solidarität, kritisieren sie. Gemeinsam
haben die Fraktionen 454 der insgesamt 720 Sitze im Europaparlament.
EU-Kommission will Mittel anders verteilen
Der nächste mehrjährige Haushalt soll nach Willen der EU-Kommission
rund 2 Billionen Euro umfassen - das sind etwa 700 Milliarden Euro
mehr als derzeit für die laufende siebenjährige Budgetperiode
veranschlagt sind. Während es bislang mehrere Töpfe für die
Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) und für die Strukturförderung
schwach entwickelter Regionen gibt, soll es nach Willen der
Kommission künftig lediglich einen großen Fonds dafür geben.
Die Parlamentarier mahnen, mit der Zusammenlegung der Politikbereiche
verliere jeder einzelne an Bedeutung. Ein eigenes Budget für jeden
Bereich würde den Empfängern von EU-Geldern mehr Sicherheit und
Verlässlichkeit geben. Weiter fordern sie, dass die
Strukturförderungspolitik nicht nur von den nationalen Regierungen
geplant und umgesetzt werden darf. Darüber hinaus heißt es: «Ein
gleiches Wettbewerbsumfeld für Landwirte muss gewahrt bleiben -
anstelle des derzeitigen Vorschlags mit minimalen gemeinsamen
Regeln.»
EU-Parlament kann Vorschlag ablehnen
Die Abgeordneten fordern, bei der Genehmigung und Änderung der
nationalen Pläne beteiligt zu werden, «ebenso an allen Entscheidungen
über Flexibilitätsbeträge und Anpassungen an neue Prioritäten». Z
udem
wollen sie bei der Aufstellung des EU-Haushalts für die einzelnen
Jahre eine stärkere Rolle spielen.
Das langfristige EU-Gemeinschaftsbudget, der sogenannte mehrjährige
Finanzrahmen (MFR), wird mit einem besonderen Gesetzgebungsverfahren
angenommen. Die EU-Länder müssen ihn einstimmig beschließen und das
Europaparlament muss zustimmen. Wird im Parlament die notwendige
Mehrheit für eine Zustimmung nicht erreicht, gilt der Vorschlag als
abgelehnt.
