Nexperia stoppt in Chipkrise Ausfuhr von Wafern nach China

31.10.2025 19:01

Trotz der Lieferprobleme bei Nexperia blieben bisher
Produktionsstopps bei deutschen Autobauern aus. Doch nun droht eine
Verschärfung des Konflikts.

Nimwegen (dpa) - Die Lieferprobleme rund um den niederländischen
Chiphersteller Nexperia mit Folgen vor allem für die deutsche
Autoindustrie könnten zunehmen. Nach Informationen der Deutschen
Presse-Agentur hat Nexperia die Lieferung von Vorprodukten,
sogenannten Wafern, an sein chinesisches Montagewerk ausgesetzt. 

Das Unternehmen bestätigte, dass Kunden von Nexperia über den Schritt
per Brief informiert worden seien. Weitere Angaben lehnte das
Unternehmen ab. Halbleiter-Wafer sind für die Herstellung von Chips
von großer Bedeutung.

In dem von Interimschef Stefan Tilger unterzeichneten Schreiben
erklärt Nexperia den Angaben zufolge, dass es die Lieferung von
Wafern an seinen Montage- und Teststandort im chinesischen Dongguan
mit Wirkung zum 26. Oktober ausgesetzt habe. 

Als Grund werde angegeben, dass «das lokale Management sich nicht an
seine Zahlungsverpflichtungen gehalten hat». Die Lieferungen würden
wieder aufgenommen, sobald die Verpflichtungen vollständig erfüllt
seien. 

Nexperia sucht «alternative Lösungen»

Nexperia bekräftigte zudem, dass es an alternativen Lösungen arbeite,
um die Lieferungen an seine Kunden sicherzustellen. Das
niederländische Wirtschaftsministerium wollte sich nicht zu dem
Lieferstopp äußern. 

Die Lieferprobleme bei Nexperia entstanden, nachdem die
niederländische Regierung die Kontrolle über die von einer
chinesischen Konzernmutter geführten Firma mit Sitz in Nimwegen
übernommen hatte. China stoppte daraufhin die Ausfuhr von
Nexperia-Produkten wie Chips für die Autoindustrie. 

Wafer sind dünne Scheiben, die als Grundlage zur Herstellung von
elektronischen Bauteilen dienen. Sie werden für Halbleiter und
Mikrochips verwendet, die in sämtlicher Elektronik verbaut werden -
von Smartphones über Computer bis hin zu Fahrzeugen. 

Treffen von Nexperia und EU-Kommission

Nach einem Treffen mit Nexperia sagte EU-Kommissionsvizepräsidentin
Henna Virkkunen, es sei offentlich, dass Europas Lieferkette nicht
über die erforderliche Widerstandsfähigkeit verfügte. «Wir müssen
die
notwendigen Lehren daraus ziehen», so die Finnin auf der Plattform
X. 

So nehme man für die Überarbeitung des europäischen Chip-Gesetzes
mit, dass die Bevorratung und Diversifizierung der Versorgung für die
Widerstandsfähigkeit von entscheidender Bedeutung sei. Mögliche
Versorgungsengpässe müssten durch einen besseren
Informationsaustausch antizipiert werden. Und: «Investitionen in die
Versorgungssicherheit sind mit Kosten verbunden, aber der Preis, den
man für mangelnde Widerstandsfähigkeit zahlen muss, ist noch höher.
»

2023 hatten sich die EU-Staaten und das Europaparlament darauf
geeinigt, mit Milliardeninvestitionen den Ausbau der
Mikrochipindustrie in der EU voranzutreiben. Ziel des Chip-Gesetzes
ist es auch, dass der EU-Anteil auf dem Weltmarkt für Chips bis 2030
von knapp 10 auf 20 Prozent wächst. Derzeit läuft ein
Überprüfungsprozess des Gesetzes.