Griechenland will Energie-Hub Europas werden - USA dabei

07.11.2025 10:37

Energie neu verteilt: Wie Griechenland und die USA Europas Abkehr von
russischem Gas vorantreiben - und warum Flüssiggas über griechische
Häfen die Lösung sein soll.

Athen (dpa) - Die EU strebt bis Ende 2027 die Unabhängigkeit von
russischem Erdgas an - und Griechenland will dabei als Tor für
Flüssigerdgas (LNG) aus den USA fungieren. Das sagte der griechische
Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis auf der internationalen
Energiekonferenz «Partnerschaft für transatlantische
Energiekooperation» (P-Tec) in Athen.

Die USA scheinen daran großes Interesse zu haben: Neben Vertretern
von mehr als 20 europäischen Staaten nahmen auch US-Energieminister
Chris Wright und US-Innenminister Doug Burgum an der P-Tec teil. «Wir
alle begreifen, dass wir uns nicht darauf verlassen können, dass
Russland irgendetwas liefert», sagte Wright und betonte Griechenlands
Rolle in der neuen sich entwickelnden Energielandschaft.

«Das Verbot von russischem Erdgas ist eine Gelegenheit, die
Energiestrategie Südosteuropas neu zu gestalten», sagte Mitsotakis.
Europa sei bekanntlich ein großer Energieimporteur und werde Erdgas
noch für viele Jahre brauchen. Die bereits unterzeichneten sowie
geplanten Abkommen der Konferenz zeigten nun, dass diese
Zusammenarbeit Substanz habe - sie basiere nicht nur auf Handel,
sondern auch auf gemeinsamen geopolitischen Zielen.

Kritik an der Rolle der Türkei

Man wolle eine Energieinfrastruktur ohne geopolitische Spannungen
gewährleisten, sagte Mitsotakis. Das erfordere jedoch auch die
vollständige Durchsetzung des Banns von russischem Gas. Bisher kommt
der größte Teil des Pipelinegases von Russland von der Türkei aus in

Südosteuropa an. Mitsotakis appellierte mit Blick auf diese Rolle
Ankaras beim Gasimport sowohl an die beiden US-Minister als auch die
europäischen Partner. «Wir können russisches Gas nicht quasi durch
die Hintertür, nämlich über die Türkei, importieren. Dann sind all

unsere Maßnahmen umsonst.»

Fokus auf den Nord-Süd-Korridor

Für die Länder in Südosteuropa spiele stattdessen der sogenannte
«vertikale Korridor» eine zentrale Rolle. Das weitmaschige
Pipelinenetz verbindet Griechenland mit Bulgarien, Rumänien, Ungarn,
der Slowakei, Moldau und der Ukraine. Schon längst erreicht
Flüssiggas dabei in großen Mengen griechische Häfen und wird von dort

aus weiterverteilt. Künftig soll laut Mitsotakis über diesen Weg noch
mehr Gas aus nicht-russischen Quellen von Griechenland nach Norden
fließen. Erdgaslieferungen aus den USA würden dabei die Hauptrolle
spielen, sagte der griechische Regierungschef.