Streeck für Altersfreigaben bei Social-Media-Apps

08.11.2025 01:05

Der Bundesdrogenbeauftragte sieht die Nutzung sozialer Medien bei
jungen Menschen kritisch. Welche Schutzmechanismen er vorschlägt -
und warum Verbote für ihn nicht die Lösung sind.

Berlin (dpa) - Der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) hat
sich für Altersfreigaben und Schutzmechanismen für soziale Netzwerke
nach dem Vorbild der FSK ausgesprochen. «Ich halte es für sinnvoll,
über gestaffelte Altersgrenzen nachzudenken - ähnlich wie bei der FSK
im Filmbereich», sagte Streeck den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Vorstellbar sei etwa, dass bestimmte Funktionen oder Inhalte in Apps
erst mit zunehmendem Alter freigeschaltet würden. Besonders
Algorithmen, die auf immer längere Nutzungszeiten abzielen, müssten
altersgerecht begrenzt werden. «Kinder brauchen Schutzräume, keine
Endlosschleifen», warnte der CDU-Politiker.

FSK steht für Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Die
Organisation aus Wiesbaden analysiert, ab welchem Alter Kinder und
Jugendliche Filme und andere Medien sehen dürfen. Fünf Stufen der
Altersfreigabe gibt es: ohne Beschränkung ab null Jahren, ab sechs,
zwölf oder 16 Jahren sowie keine Jugendfreigabe (FSK ab 18).
Kriterien für die Einstufung sind etwa, ob Konflikte bedrohlich auf
kleinere Kinder wirken können. 

Ein generelles Social-Media-Verbot für Unter-16-Jährige sieht Streeck
kritisch. «Verbote dürfen nie das erste Mittel der Wahl sein.
Digitale Medien sind Teil der Lebenswelt junger Menschen - man kann
sie nicht einfach ausblenden.» Stattdessen müssten digitale Teilhabe,
Medienbildung und informationelle Selbstbestimmung gestärkt werden.
Jugendliche müssten lernen, Inhalte zu bewerten und ihre eigene
Meinung zu entwickeln.

EU-Staaten für Mindestalter in sozialen Netzen

Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten hatten sich im Oktober
für Altersgrenzen auf Plattformen wie Tiktok und Facebook
ausgesprochen - wollen ihre nationalen Zuständigkeiten aber nicht an
Brüssel abgeben. Es sei wichtig, Minderjährige im digitalen Raum zu
schützen, unter anderem durch ein Mindestalter für den Zugang zu
sozialen Medien, hieß es in einer Erklärung. 

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verglich mögliche
Altersvorgaben für Social Media mit denen für Tabak und Alkohol. Die
deutsche Politikerin nannte zudem Australien als mögliches Vorbild.
Dort ist es bereits beschlossene Sache, dass Jugendliche künftig erst
ab 16 Jahren Plattformen wie X, Tiktok, Facebook und Instagram nutzen
dürfen.

In der deutschen Politik ist das Thema umstritten.
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) hatte sich ebenfalls für
ein Mindestalter ausgesprochen. Auch die Grünen-Chefin Franziska
Brantner befürwortet die Idee. CSU-Chef Markus Söder hingegen
argumentierte: Ein Verbot mache Tiktok, Instagram und Co. eher noch
interessanter für Jugendliche und Kinder.