China lockert Ausfuhrregeln für Nexperia-Chips nach Europa

09.11.2025 08:39

Nach Fortschritten im Chip-Streit kündigt Peking Ausnahmen für
Nexperia-Exporte an. Die EU setzt auf mehr Stabilität bei den
Lieferketten.

Brüssel/Peking (dpa) - Im Streit über ausbleibende Chiplieferungen
des für die Autoindustrie wichtigen Zulieferers Nexperia gibt es nach
Angaben von EU-Handelskommissar Maros Sefcovic ermutigende
Fortschritte. Wie Sefcovic mitteilte, hat das chinesische
Handelsministerium am Samstag gegenüber der Europäischen Kommission
bestätigt, dass Ausfuhrverfahren für Nexperia-Chips weiter
vereinfacht werden. 

Demnach würden Exporteuren Ausnahmen von den Lizenzanforderungen
gewährt, sofern erklärt werde, dass die Waren für zivile Zwecke
bestimmt seien. «Diese Maßnahme tritt mit sofortiger Wirkung in
Kraft», fügte Sefcovic hinzu.

Hintergrund des Chip-Konflikts ist die Entscheidung der
niederländischen Regierung vom 30. September, Nexperia wegen Bedenken
gegenüber der chinesischen Muttergesellschaft Wingtech unter
staatliche Kontrolle zu stellen. Kurz darauf hatte Peking
Exportbeschränkungen für bestimmte Nexperia-Chips verhängt, die auch

europäische Autohersteller treffen.

Chipkrise beschäftigt auch Kanzler Merz

Nexperia produziert vor allem Standardchips, die in großen
Stückzahlen in der Autoindustrie und in elektronischen Geräten
verwendet werden. Peking hatte bereits vor Kurzem angekündigt, unter
bestimmten Voraussetzungen Ausnahmen für Nexperia-Exporte zuzulassen,
nachdem die Niederlande ein Entgegenkommen in dem Streit in Aussicht
gestellt hatten. Erste Unternehmen berichteten bereits von erteilten
Genehmigungen.

Sefcovic teilte mit, die EU-Kommission werde in engem Austausch mit
den chinesischen und niederländischen Behörden bleiben, um ein
dauerhaftes, stabiles und berechenbares Rahmenwerk zu schaffen, das
die vollständige Wiederherstellung der Halbleiterströme gewährleiste.

«Eine solche Stabilität und Berechenbarkeit sind entscheidend für die

industrielle Basis Europas und stärken ihre globale
Wettbewerbsfähigkeit», erklärte er.

Vor den Ankündigungen von Sefcovic hatte sich Bundeskanzler Friedrich
Merz optimistisch gezeigt. «Es scheint der Weg jetzt offen zu sein
für eine Wiederaufnahme der Lieferung», sagte er am Rande eines
Klimagipfels im brasilianischen Belém. Er habe zuvor erneut mit dem
geschäftsführenden niederländischen Ministerpräsidenten Dick Schoof

über das Thema gesprochen. 

Peking forderte Entgegenkommen der Niederlande

Zuvor hatte China ein deutlicheres Entgegenkommen der Regierung in
Den Haag gefordert. Die Niederlande hätten noch keine erkennbaren
Maßnahmen unternommen, um die Verletzung der Rechte und Interessen
chinesischer Firmen zu unterbinden und die Stabilität globaler
Lieferketten wiederherzustellen, hatte das Handelsministerium in
Peking mitgeteilt.

Die Behörde reagierte laut Mitteilung auf einen Online-Beitrag des
geschäftsführenden niederländischen Wirtschaftsministers Vincent
Karremans vom 6. November. Auf X hatte er geschrieben, dass die
Niederlande angesichts der konstruktiven Gespräche mit den
chinesischen Behörden darauf vertrauten, dass die Lieferungen von
Chips aus China nach Europa und in den Rest der Welt in den kommenden
Tagen die Kunden von Nexperia erreichen würden.

Chinas Handelsministerium forderte, dass die Darstellung der
Niederlande nicht nur bei Worten bleibe, sondern so bald wie möglich
konstruktive Pläne nach sich ziehe. Den Haag solle außerdem damit
aufhören, sich über administrative Wege in Angelegenheiten von
Unternehmen einzumischen. Peking habe der Bitte des niederländischen
Wirtschaftsministeriums zugestimmt, Vertreter für Beratungen nach
China zu schicken, hieß es.