EU will mit Lateinamerika stärker gegen Kriminalität vorgehen

09.11.2025 20:40

Viele Staatschefs sind nicht gekommen - die jüngsten US-Schläge in
der Karibik überschatten das Gipfeltreffen. Dennoch will die EU ihre
Kräfte mit Lateinamerika im Kampf gegen Kriminalität bündeln.

Santa Marta (dpa) - Im Kampf gegen Drogenhandel, organisierte
Kriminalität und Korruption strebt die Europäische Union eine engere
Zusammenarbeit mit lateinamerikanischen Staaten an. Beim
Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs aus der EU und der
Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten (Celac) in
der kolumbianischen Küstenstadt Santa Marta soll nach Informationen
der Deutschen Presse-Agentur eine neue Sicherheitsallianz vereinbart
werden. Diese sieht eine engere Abstimmung zwischen Polizei-, Justiz-
und Zollbehörden vor.

Geplant sind gemeinsame Ermittlungsansätze, schärfere Kontrollen von
Finanzströmen und Mechanismen zur Rückführung illegaler
Vermögenswerte über Landesgrenzen hinweg. Zudem soll die Kooperation
bei der Strafverfolgung und beim Informationsaustausch ausgebaut
werden. Auch der Kampf gegen Schleusernetzwerke, Menschenhandel und
Umweltkriminalität soll verstärkt werden.

Kolumbien ist weltweit der größte Produzent von Kokain. Ein Großteil

der Drogen wird von dort über Mittelamerika und die Karibik in die
Vereinigten Staaten und nach Europa geschmuggelt.

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sagte in einer Rede beim Gipfel,
durch Zusammenarbeit könne man mehr tun, um Bürgerinnen und Bürger
auf beiden Seiten zu schützen. Geplant sei auch ein EU-Programm für
den Schutz von Seewegen auszuweiten. Dies werde die Fähigkeiten
stärken, Informationen auszutauschen und gemeinsam gegen Kriminalität
auf See vorzugehen.

Ausgedünnte Teilnehmerliste

An dem Treffen nehmen neben Kallas unter anderem Brasiliens Präsident
Luiz Inácio Lula da Silva, EU-Ratspräsident António Costa und
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez teil. Deutschland wurde von
Außenminister Johann Wadephul (CDU) vertreten, der wegen eines
Flugzeugdefekts kurzfristig auf Linienflüge ausweichen musste.

Mehrere führende Staats- und Regierungschefs sagten ihre Teilnahme ab
- darunter EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen,
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sowie die Präsidenten Frankreichs,
Mexikos, Argentiniens und Chiles.

US-Militäreinsätze überschatten das Treffen

Gastgeber Gustavo Petro sprach beim Gipfel die jüngsten Einsätze des
US-Militärs in der Karibik an. In den vergangenen Wochen hatten
US-Streitkräfte mehrfach Schnellboote mutmaßlicher Drogenhändler
versenkt, wobei Dutzende Menschen ums Leben kamen.

Washington wirft Petro mangelnde Entschlossenheit im Kampf gegen die
Drogenkartelle vor und verhängte zuletzt Sanktionen gegen den
kolumbianischen Präsidenten. In lateinamerikanischen Medien wurde
spekuliert, dass mehrere Staats- und Regierungschefs dem Treffen
fernblieben, um sich in der heiklen Frage nicht positionieren zu
müssen.