EU-Einigung: Weniger Bürokratie und Kontrollen für Landwirte

11.11.2025 00:30

Brüssel reagiert auf Bauernproteste. Künftig soll es weniger
Papierkram geben und gerade Bio-Betriebe sollen einfacher an
Fördermittel kommen. Kann eine Milliardensumme gespart werden?

Brüssel (dpa) - Landwirte in der EU sollen künftig weniger Papierkram
erledigen müssen. Darauf verständigten sich Unterhändler der
EU-Staaten und des Europaparlaments bei Verhandlungen in Brüssel.
Zudem soll es in Zukunft weniger Kontrollen vor Ort sowie mehr Geld
für kleine Betriebe geben, wie die dänische Ratspräsidentschaft
mitteilte. Dänemark hat derzeit den rotierenden Vorsitz der EU-Länder
inne.

Die Bedingungen, um Fördermittel zu erhalten, sollen insbesondere für
Bio-Betriebe einfacher werden. Bäuerinnen und Bauern sollen zudem
bessere Möglichkeiten bekommen, um sich gegen Risiken abzusichern.
Darüber hinaus sollen Mitgliedsstaaten in Krisenfällen, etwa bei
Naturkatastrophen oder extremem Wetter, Zahlungen an Landwirte
leisten dürfen. Damit soll sichergestellt werden, dass betroffene
Bauern ihre Arbeit fortsetzen können, hieß es.

EU-Kommission hatte Vereinfachungspaket vorgeschlagen

Grundlage der Verhandlungen war ein Vorschlag der EU-Kommission vom
Mai. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen
Landwirtschaft zu stärken. Durch eine einfachere EU-Agrarförderung
sollen Betriebe nach Angaben der Behörde jedes Jahr Aufwand im Wert
von schätzungsweise bis zu 1,6 Milliarden Euro sparen können.
Nationale Behörden sollen rund 200 Millionen Euro sparen können.

Schon im vergangenen Jahr waren nach Bauernprotesten in der EU
Erleichterungen für Landwirte beschlossen worden. Damals wurde eine
Lockerung von Umweltauflagen ermöglicht, kleinere Betriebe wurden von
Kontrollen befreit. In mehreren Ländern organisierten Landwirte
Proteste. Unter anderem beklagten sie zu viel Bürokratie.

Muss nun umgesetzt werden

Der Europaabgeordnete Stefan Köhler bezeichnete die Einigung als ein
klares Signal für die Praxistauglichkeit der europäischen
Landwirtschaftspolitik. «Entscheidend bleibt für uns, dass die
Vereinfachungen nicht nur in Brüssel beschlossen werden, sondern auch
direkt bei den Landwirtinnen und Landwirten ankommen», so der
agrarpolitische Sprecher der CSU-Europagruppe. 

Der CDU-Abgeordnete Norbert Lins sagte, in der Praxis sei schon lange
klar, dass die Regelungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu starr
und unhandlich seien. Der stellvertretende Vorsitzende des
Agrarausschusses ergänzte: «Wir fordern die Bundesregierung nun auf,
diese gewonnene Flexibilität auf deutscher Ebene vollständig
umzusetzen.»

Die Einigung muss nun noch von den EU-Staaten und dem Europaparlament
formell angenommen werden.