Kanada schließt sich EU-Kreditfonds für Rüstungsprojekte an
02.12.2025 05:33
US-Präsident Trump hat Kanada zuletzt häufiger verärgert - mit Zöll
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und sogar mit dem Gedanken, sich das Nachbarland einzuverleiben. Nun
will Kanada die Zusammenarbeit mit der EU weiter ausbauen.
Brüssel/Ottawa (dpa) - Kanada schließt sich einem bis zu
150 Milliarden Euro schweren EU-Programm für günstige Darlehen zur
gemeinsamen Beschaffung von Rüstungsgütern an. Das
Finanzierungsinstrument sei «in diesen geopolitisch turbulenten
Zeiten» ein Weg, um die Zusammenarbeit zu verstärken, erklärten
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der kanadische
Premierminister Mark Carney in einer gemeinsamen Mitteilung. Es gehe
darum, verteidigungspolitische Ziele zu erfüllen, vorhandene Mittel
besser einzusetzen und darum, sich in Rüstungsfragen enger
abzustimmen.
Hintergrund des Projekts mit dem Namen Safe sind die
Aufrüstungsbemühungen in Europa: Sie sollen Russland davor
abschrecken, nach der Ukraine möglicherweise auch noch einen EU-Staat
anzugreifen. Geheimdienste gehen davon aus, dass Russland spätestens
2030 militärisch in der Lage sein dürfte, einen weiteren Krieg zu
beginnen.
Kanada will Abhängigkeit von den USA reduzieren
Für den Nato-Partner Kanada dürfte der Reiz einer etwas engeren
Anbindung an die EU im Rüstungssektor auch darin liegen, die
Abhängigkeit von den USA als wichtigstem Bündnispartner des Landes zu
reduzieren. Präsident Donald Trump hatte Kanada vor den Kopf
gestoßen, indem er wiederholt anregte, das Nachbarland solle schlicht
als 51. Bundesstaat in die USA integriert werden.
In der gemeinsamen Erklärung vom Montag hieß es, die Teilnahme an dem
Kreditprogramm sei «der nächste Schritt unserer sich verstärkenden
Zusammenarbeit und symbolisch für die gemeinsamen Prioritäten Kanadas
und der Europäischen Union». Kanada gehört wie die meisten EU-Staaten
zu den standhaften Unterstützern der von Russland angegriffenen
Ukraine.
Die über den EU-Haushalt abgesicherten Darlehen des Safe-Projekts
sollen es Mitgliedsstaaten ermöglichen, zu sehr günstigen
Finanzierungsbedingungen in gemeinsame Rüstungsprojekte zu
investieren - beispielsweise, um zusätzliche Luftverteidigungssysteme
oder Munition zu kaufen. Gemeinsame Beschaffungsprojekte sollen der
EU zufolge über Mengenvorteile auch zu niedrigeren Preisen führen.
Zudem soll dadurch sichergestellt werden, dass die Streitkräfte der
Partnerländer besser zusammenarbeiten können, also ihre sogenannte
Interoperabilität erhöht wird.
Deutschland will verbilligte EU-Darlehen nicht in Anspruch nehmen
Deutschland will die Darlehen im Gegensatz zu anderen großen
EU-Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien vorerst nicht in
Anspruch nehmen, da die Bundesrepublik auf den Finanzmärkten auch
ohne EU-Unterstützung Kredite zu sehr günstigen Konditionen bekommt.
Deutsche Unternehmen könnten aber über das Programm finanzierte
Aufträge bekommen.
