Neue EU-Gentechnik-Regeln gehen in heiße Verhandlungsphase
02.12.2025 17:30
Schwächt die EU ihre Kennzeichnungsvorschriften für
Gentechnikverfahren ab? Die Verhandlungen dazu gehen in Brüssel in
die heiße Phase - eine Einigung scheint in greifbarer Nähe zu sein.
Brüssel (dpa) - Die Verhandlungen über neue EU-Gentechnikregeln gehen
am Mittwochabend möglicherweise in die Schlussphase. Dann treffen
sich Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments zur
vielleicht letzten Runde über die neuen Regeln - es werden lange
Gespräche erwartet. Zur Diskussion steht unter anderem eine Lockerung
der Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel im
Supermarkt.
Die EU-Kommission hatte die Lockerung im Sommer 2023 vorgeschlagen.
Im Kern geht es darum, Hürden für die Erforschung und den Verkauf von
genetisch veränderten Pflanzen zu senken. Ein Teil des Vorschlags
sieht deshalb vor, Kennzeichnungspflichten zu lockern.
Dann müsste im Supermarkt nicht angegeben werden, wenn Pflanzen, die
mit bestimmten Gentechnikverfahren verändert wurden, für oder als
Lebensmittel verwendet werden. Dabei geht es um Veränderungen, die
theoretisch auch durch natürliche Züchtungen hätten erzielt werden
können.
Befürworter betonen Chancen - Kritiker sehen Risiken
Befürworter erhoffen sich durch die Veränderungen Obst- und
Gemüsesorten, die ertragreicher, resistenter und nährstoffreicher
sind. Kritiker bemängeln unter anderem, dass Verbraucher eine
Wahlfreiheit gelassen werden sollte, ob sie solche Lebensmittel
konsumieren möchten oder nicht.
Jan-Christoph Oetjen, FDP-Europaabgeordneter, sagt: «Eine
Kennzeichnungspflicht für neue Züchtungstechniken ist in der Praxis
völlig untauglich.» Änderungen durch moderne Verfahren könnten auch
durch klassische Züchtungen erreicht werden, «nur eben deutlich
langsamer». Bei einer Kennzeichnungspflicht bis zum Ladentisch
brauche es zwei komplett getrennte Produktionsstränge für ein de
facto gleiches Produkt.
Sein Grünen-Amtskollege Martin Häusling sieht - neben dem Problem,
dass Verbraucher künftig Gentechnik im Supermarkt nicht mehr sicher
erkennen könnten - zudem ein großes Risiko für die Biolandwirtschaft.
Diese müsse nach den geplanten Änderungen weiterhin ohne Gentechnik
arbeiten, dies aber, so die Befürchtung des Abgeordneten, unter hohem
Aufwand sicherstellen und unter Umständen aufwendig nachweisen
müssen.
