Spanien bangt wegen Schweinepest um Milliardengeschäft
03.12.2025 14:34
Spanien ist so etwas wie der «Schweinestall» Europas. Doch nun stehen
milliardenschwere Exporte auf dem Spiel - wegen eines Vorfalls, für
den ausgerechnet Wanderer verantwortlich sein sollen.
Madrid (dpa) - Der erste Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest
(ASP) seit mehr als 30 Jahren bedroht in Spanien Exporte in
Milliardenhöhe. Bisher wurde das Virus bei neun in Katalonien an der
Seuche verendeten Wildschweinen festgestellt, wie das
Landwirtschaftsministerium in Madrid in der jüngsten Bilanz
bekanntgab. Schweine in der Haltung seien aber weiterhin nicht
betroffen, versicherte am Mittwoch der zuständige Minister Luis
Planas.
Für Menschen ist ASP ungefährlich, für Schweine aber hochansteckend
und tödlich. Infizierte Tiere sterben meist schon nach wenigen Tagen.
Alarmierend ist der Ausbruch der Seuche aber auch für die spanische
Wirtschaft. Im vorigen Jahr exportierte das Land Schweinefleisch im
Wert von knapp 8,8 Milliarden Euro - gut fünf Milliarden in die EU
und knapp 3,7 Milliarden in Drittländer.
Seit Bekanntgabe der ersten Infektionsfälle in der vergangenen Woche
haben bereits rund 20 Länder sämtliche Importe aus Spanien gestoppt,
darunter Kanada, Japan, Brasilien und Mexiko. Andere Staaten -
darunter der größte Abnehmer China und Großbritannien - beschlossen,
ihre Einfuhren vorerst auf Regionen außerhalb des betroffenen
Großraums Barcelona zu beschränken.
Essensreste sollen an der Malaise schuld sein
Anders als etwa Deutschland, das seit fünf Jahren gegen die
Tierseuche kämpft und seit 2020 bereits Tausende Infektionsfälle
verzeichnete, galt Spanien seit Jahrzehnten als frei von
Schweinepest, was die Ausfuhren beflügelte. Dann kam aber am Freitag
das, was die Zeitung «El País» als «schreckliche Nachricht»
bezeichnete: In dem auch bei Wanderern aus dem Ausland beliebten
Naturpark Collserola bei Barcelona wurden die zwei ersten
Infektionsfälle nachgewiesen.
Die Ursache für die ersten ASP-Fälle seit November 1994 in Spanien?
Die Behörden vermuten, dass Essensreste schuld sind, die von
Wanderern achtlos im Wald entsorgt wurden. Endgültig bestätigt ist
das jedoch nicht.
Mit Drohnen und Spürhunden gegen das Virus
Das Gebiet wurde im Umkreis von 20 Kilometern abgeriegelt. Vor Ort
versuchen mehr als 400 Einsatzkräfte unter anderem des Militärs und
des Zivilschutzes mit Drohnen und Spürhunden infizierte Tiere zu
finden und eine Ausbreitung der ASP zu verhindern. Es werden auch
Desinfektionen durchgeführt. «Wir arbeiten mit Hochdruck und
Entschlossenheit daran, das Virus auszurotten», versicherte Minister
Planas am Mittwoch im Interview des staatlichen TV-Senders RTVE.
Spanien ist so etwas wie der «Schweinestall» Europas: Mit rund fünf
Millionen Tonnen ist man inzwischen vor Deutschland der größte
EU-Produzent. Der spanische Anteil an der gesamten EU-Produktion
betrug 2024 gut 24 Prozent. In der Weltrangliste liegt das Land
hinter China und den USA auf Platz drei. Die Schweinezucht macht 14
Prozent der spanischen Agrar-Endproduktion aus.
