Kretschmer: EU-Beschluss zu russischem Gas Fehlentscheidung

03.12.2025 15:05

Sachsens Ministerpräsident kritisiert den EU-Ausstieg aus russischem
Gas. Er hält den Beschluss für Symbolpolitik.

Dresden (dpa/sn) - Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU)
hält den Beschluss der EU zum kompletten Verzicht auf russisches
Erdgas für unverständlich. Er halte das für eine Fehlentscheidung,
sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Man könne jetzt sehen, dass
die Entwicklung in Richtung eines Waffenstillstands und damit
hoffentlich in eine neue Zeit gehe. «Warum man jetzt so einen
Beschluss fassen muss, verstehe ich nicht».

EU will bis Ende 2027 von Gas aus Russland unabhängig sein 

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von
russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern
der Regierungen der Mitgliedstaaten und des Europaparlaments vor, die
vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs erzielt wurde. 

«Ist doch vollkommen klar, wenn die Zeiten sich verändert haben, wenn
wieder Frieden ist, wenn es auch vielleicht eine andere Führung in
Russland gibt. Warum sollte man dann solche Beschlüsse fassen? Was
soll dieses Einmauern», fragte Kretschmer. Man habe unabhängiger sein
wollen von einer Energiequelle. Jetzt gebe es die Möglichkeit, nach
dem Krieg zu diversifizieren.

Kretschmer sieht den Beschluss als Ergebnis von Symbolpolitik 

«Mir erschließt sich das nicht», sagte Kretschmer und führte als
Argument auch an, dass LNG-Gas - das einen Teil der früheren
russischen Gasimporte ersetzt - einen sehr hohen CO2-Fußbabdruck
besitzt. Der sächsische Ministerpräsident sieht den Beschluss daher
als Ergebnis einer Politik, die vor allem Dingen Symbole setzen will:
«Ich glaube nicht, dass das in die richtige Richtung geht.»

Kretschmer hatte schon zuvor wiederholt dafür plädiert, nach einem
Ende der Kämpfe in der Ukraine wieder Energie aus Russland zu
beziehen. «Unser Interesse muss sein, nach einem Waffenstillstand
wieder in Energielieferungen aus Russland einzutreten», sagte er
unlängst. Russland müsse perspektivisch wieder Handelspartner sein,
ohne dass man in eine neue Abhängigkeit gerate.