EU-Kommission: Europa soll gemeinsam Rohstoffe einkaufen

03.12.2025 15:08

Die EU-Kommission will mit geballter Einkaufskraft Lieferengpässe
verhindern. Und spricht indirekt eine Drohung an andere Länder aus.

Brüssel (dpa) - Die Europäische Union sollte sich nach Ansicht der
EU-Kommission stärker bei der Versorgung mit Rohstoffen absprechen.
Unter anderem soll ein europäisches Zentrum ins Leben gerufen werden,
über das etwa Rohstoffeinkäufe und Vorräte koordiniert werden, teilte

die Brüsseler Behörde mit. Eine Rohstoffplattform soll Unternehmen
dabei unterstützen, ihre Nachfrage zu bündeln und gemeinsam
einzukaufen.

Zudem kündigt die EU-Kommission eine härtere Wirtschaftspolitik
gegenüber anderen Staaten an. «Die EU wird auch strategischer
vorgehen, um ihr wirtschaftliches Gewicht und den Zugang zu ihrem
Binnenmarkt besser zu nutzen», so die Kommission. 

Die EU ist in Teilen extrem abhängig von Rohstoffimporten aus anderen
Ländern. Dies wurde beispielsweise deutlich, als die chinesische
Regierung Exportkontrollen für seltene Erden verkündete. Sorgen in
der deutschen Industrie hatte auch der europäisch-chinesische Streit
um den Chiphersteller Nexperia ausgelöst. Peking hatte
Exportbeschränkungen für Nexperia-Chips verhängt, die unter anderem
Autohersteller trafen. 

Bestehende Werkzeuge «proaktiver» einsetzen 

Die Kommission teilte auch mit, man plane, bestehende Instrumente
unabhängig von ihrem ursprünglichen Zweck einzusetzen und bei Bedarf
«proaktiver» vorzugehen, um die wirtschaftliche Sicherheit zu
stärken. Denkbar sind etwa Anti-Dumping-Zölle, Maßnahmen gegen
Übernahmen von europäischen Firmen aus dem Ausland oder der
Ausschluss von Firmen aus Drittstaaten bei öffentlichen Aufträgen. 

«Es ist wohl vor allem den aktuellen Exportbeschränkungen Chinas für

seltene Erden zu verdanken, dass die EU hier jetzt endlich die
nächste Stufe zündet», teilte der Vorsitzende des Handelsausschusses

im EU-Parlament Bernd Lange (SPD) mit. So habe ein drohender
Auslieferungsstopp von Chips des niederländischen Unternehmens
Nexperia deutlich gemacht, wie verwundbar europäische Lieferketten
seien.

Drittländer abschrecken

Die Kommission gibt mit ihrer Kommunikation auch das Ziel heraus,
Drittländer davon abzuschrecken, Abhängigkeiten als Waffe gegen die
EU einzusetzen. Gleichzeitig heißt es, dass die EU-Staaten und die
Industrie zunehmend wirtschaftliche Kosten akzeptieren müssten, um
Abhängigkeiten zu reduzieren und Sicherheit zu erhöhen. Unter anderem
teilte die Behörde mit, sie wolle Möglichkeiten untersuchen, wie
Unternehmen dazu angehalten werden können, sich von mindestens zwei
verschiedenen Lieferanten beliefern zu lassen.