Gentechnik im Supermarkt: EU-Einigung auf laxere Regeln

04.12.2025 01:50

Im Supermarkt bald kein Hinweis mehr auf genveränderte Lebensmittel?
Was sich für Obst, Gemüse und die Wahlfreiheit der Verbraucher
ändert.

Brüssel (dpa) - Mit modernen Gentechnikverfahren veränderte
Lebensmittel sollen in der EU künftig ohne spezielle Kennzeichnung im
Supermarkt verkauft werden können. Unterhändler der EU-Staaten und
des Europaparlaments einigten sich in Brüssel darauf, entsprechende
Züchtungen in vielen Fällen von bislang strengen EU-Gentechnikregeln
auszunehmen, wie beide Seiten in der Nacht zu Donnerstag mitteilten. 

Die neuen Vorgaben müssen noch vom EU-Parlament und den EU-Staaten
bestätigt werden. Normalerweise ist das Formsache, wenn sich die
Unterhändler der Institutionen zuvor auf einen Kompromiss geeinigt
haben. 

Für solche Lebensmittel gelten aber weiterhin dieselben
Sicherheitsvorgaben wie für Züchtungen, die etwa durch Kreuzung und
Auslese entstanden sind. Im Zweifel kann eine etwa durch die
Gen-Schere Crispr/Cas veränderte Pflanze nicht von einer
natürlichen Züchtung unterschieden werden. 

Besseres Obst und Gemüse?

Befürworter erhoffen sich durch die Veränderungen Obst- und
Gemüsesorten, die ertragreicher, resistenter gegen den Klimawandel
und nährstoffreicher sind. Wissenschaftler erwarten zudem eine
einfachere Forschung durch weniger strenge Vorgaben. 

In anderen Weltregionen gibt es bereits lockere Regeln, Vertreter von
Parlament und EU-Staaten setzen deswegen auch auf eine bessere
Wettbewerbsfähigkeit für Landwirte. Der Deutsche Bauernverband
begrüßt grundsätzlich eine Lockerung.

Kritiker wollten Kennzeichnungspflicht 

Kritiker fordern unter anderem, dass Verbrauchern eine Wahlfreiheit
gelassen werden sollte, ob sie solche Lebensmittel konsumieren
möchten oder nicht. Gentechnikfrei soll in Zukunft auch weiterhin die
Biolandwirtschaft bleiben. Jedoch soll es laut Parlament kein Verstoß
darstellen, wenn es um ein «technisch unvermeidbares Vorhandensein»
von Gentechnik geht. 

Grundsätzlich sind mit Gen-Scheren sowohl kleine als auch deutlich
größere Eingriffe möglich. Für weitergehende Eingriffe in Pflanze
n
gelten auch in Zukunft strengere Regeln - etwa, wenn artfremde Gene
in eine Pflanze eingebracht werden. Das ist beispielsweise der Fall,
wenn Gene aus einem Bakterium in eine Maispflanze eingeführt werden.