EU-Reformplan: Finanzmärkte sollen attraktiver werden

04.12.2025 12:37

Die EU-Kommission will mit einem neuen Reformpaket Finanzmarktregeln
vereinfachen und mehr Kontrollkompetenzen nach Paris verlagern.
Profitieren auch Privatanleger?

Brüssel (dpa) - Die komplexen Finanzmarktregeln in Deutschland und
den anderen EU-Staaten sollen nach dem Willen der Europäischen
Kommission grundlegend entschlackt und modernisiert werden. Ein in
Brüssel vorgestelltes Reformpaket für mehr Wettbewerbsfähigkeit sieht

vor, Vorschriften für Handelsplätze zu harmonisieren und
Aufsichtsprozesse zu straffen. So sollen etwa Kontrollbefugnisse über
bedeutende grenzüberschreitend tätige Akteure an die Europäische
Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) in Paris übertragen
werden.

Zu ihnen würden beispielsweise bestimmte Handelsplätze, alle Anbieter
von Krypto-Dienstleistungen und Zentralverwahrer gehören. Letztere
kümmern sich um die Verwahrung und Übertragung von Wertpapieren.

Zehn Billionen Euro Ersparnisse

Ziel der geplanten Reformen ist es, die Voraussetzungen für einen
global attraktiven Finanzmarkt zu schaffen. Bürger sollen zudem einen
günstigeren und besseren Zugang zu Investitionsmöglichkeiten in der
gesamten EU erhalten.

Dies sei von entscheidender Bedeutung, da Privatleute derzeit rund 10
Billionen Euro ihres Ersparten auf Bankkonten liegen hätten,
argumentiert die EU-Kommission. Diese Einlagen seien zwar sicher,
erzielten aber im Vergleich zu Investitionen in Wertpapiere oft eine
geringe Rendite.

Die zuständige EU-Kommissarin Maria Luís Albuquerque sagte in
Brüssel, durch den Aufbau eines echten Finanzbinnenmarkts werde man
den Menschen bessere Möglichkeiten bieten, ihr Vermögen zu
vergrößern. Europa habe zu lange eine die Wirtschaft bremsende
Zersplitterung toleriert.

Entscheidung liegt bei Parlament und Mitgliedstaaten

Über die Vorschläge der EU-Kommission werden nun das Europäische
Parlament und der Rat der Mitgliedstaaten beraten. Die Kommission
hofft, dass sie danach beschlossen und umgesetzt werden können.

Erste Reaktionen von Abgeordneten fielen überwiegend positiv aus. Der
wirtschafts- und finanzpolitische Sprecher der EVP-Fraktion, Markus
Ferber (CSU), bezeichnete das Paket als Chance, einen großen Schritt
voranzukommen. «Unsere Kapitalmärkte sind im Vergleich zu den USA
zersplittert, klein und wenig liquide - das schadet Wachstum,
Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in Europa jeden Tag.»

Der deutsche Grünen-Abgeordnete Rasmus Andresen sagte, Europa brauche
eine starke, zentrale Finanzmarktaufsicht. Deswegen begrüße seine
Fraktion den Vorschlag der Kommission, die ESMA direkt mit der
Aufsicht über zentrale Marktakteure zu betrauen.