Heiße Phase: Kommt jetzt das EU-Verbot für «Veggie-Burger»?
10.12.2025 04:30
EU-Politik auf dem Teller: Wieso ein Verbot pflanzlicher Produktnamen
gerade Deutschlands Firmen und Kunden besonders treffen würde. Die
Verhandlungen gehen in eine entscheidende Phase.
Brüssel (dpa) - Begriffe wie «Tofu-Wurst», «Soja-Schnitzel» oder
«Veggie-Burger» könnten bald der Vergangenheit angehören. Denn die
vom EU-Parlament geforderten Verbote für solche Begriffe könnten am
heutigen Mittwoch von Unterhändlern des Parlaments und der EU-Staaten
beschlossen werden.
Die EVP-Fraktion, zu der auch CDU und CSU gehören, hatte den Vorstoß
im EU-Parlament eingebracht. Deutsche Unionsabgeordnete stimmten in
einer ersten Verhandlungsrunde mit wenigen Ausnahmen zwar gegen ein
Verbot - eine ausreichende Mehrheit gab es aber trotzdem. Begründet
wird die Änderung damit, Verbraucher und Landwirte zu schützen.
Konkret sollen Begriffe wie «Steak», «Schnitzel», «Burger» und
«Wurst» nur noch für Tierprodukte verwendet werden dürfen. Bislang
dürfen solche Begriffe sowie andere typische Bezeichnungen für
Fleischprodukte auch für pflanzliche Alternativen verwendet werden.
Deutschland könnte überstimmt werden
Damit ein Verbot in Kraft treten kann, muss auch eine ausreichende
Mehrheit der EU-Staaten zustimmen. Obwohl sich Bundesagrarminister
Alois Rainer (CSU) bereits gegen ein Verbot ausgesprochen hat, ist
eine Mehrheit für Einschränkungen nicht ausgeschlossen. Das Verbot
könnte also gegen den expliziten Willen Deutschlands beschlossen
werden.
Aus Kreisen der EU-Staaten heißt es, man wolle keine ungewollten
Konsequenzen für Unternehmen erzeugen. Auf die Frage, ob für die
EU-Staaten ein Verbot in den Verhandlungen eine rote Linie darstellen
würde, heißt es lediglich, man sei grundsätzlich für den
Kommissionsvorschlag. In diesem war kein Verbot für Begriffe wie
«Burger» und «Wurst» vorgesehen.
Deutsche Unternehmen gegen Verbot
Für deutsche Konzerne wäre ein Verbot eine schlechte Nachricht.
Deutschland ist nach Angaben von Wirtschaftsvertretern der größte
Markt für pflanzliche Alternativprodukte in Europa.
Firmen müssten Produkte umbenennen und könnten sie womöglich nicht
mehr so einfach vermarkten. Mehrere Handelsunternehmen - darunter die
Discounter Aldi Süd und Lidl, die Burgerkette Burger King sowie
Hersteller wie Beyond Meat - haben sich in einem gemeinsamen Brief
dagegen ausgesprochen.
Es würde «unglaublich hohe Kosten für die Wirtschaft» sowie
Bürokratie verursachen, sagte Agrarminister Rainer jüngst. «Ich stehe
für Bürokratieabbau, deshalb unterstütze ich diesen Vorschlag nicht.
»
Eigentlich stehen derzeit fast alle großen Gesetzesprojekte der EU
unter dem Motto, Vorgaben für Unternehmen zu vereinfachen oder
abzubauen.
Umfrage: Jeder Zweite offen für Verbot
Jeder Zweite (50 Prozent) in Deutschland befürwortet laut einer
Anfang Oktober durchgeführten repräsentativen Umfrage im Auftrag der
Deutschen Presse-Agentur, dass Bezeichnungen wie Schnitzel oder Wurst
ausschließlich für tierische Produkte verwendet werden dürfen und
pflanzliche Alternativen andere Namen tragen müssen. 28 Prozent
lehnen dies ab, 21 Prozent machten keine Angabe. Nur knapp jedem
Vierten (24 Prozent) ist es wichtig, dass sich das EU-Parlament mit
der Frage befasst.
Zu Befürwortern aus Unternehmenskreisen gehört auch der Verband der
Fleischwirtschaft. «Fleisch sollte als wertvolles tierisches
Lebensmittel klar von anderen Artikeln unterschieden werden können,
ohne dass man dadurch einen Kulturkampf entfacht», sagt
Geschäftsführer Steffen Reiter.
Organisationen könnten gegen Verbot klagen
Sollte es einen Deal der Unterhändler geben, müssen das Parlament und
die EU-Staaten diesen noch formell absegnen. Normalerweise ist das
reine Formsache. Doch selbst wenn das dazu kommt, muss das noch nicht
das Ende der Geschichte sein. Die Organisation Foodwatch hat
- zumindest mit Blick auf die derzeit geforderte Verbotsregelung des
Parlaments - Bedenken, dass diese rechtens ist.
