Streit um Namensverbot: Veggie-Burger bleibt vorerst erlaubt Von Marek Majewsky, dpa

10.12.2025 17:57

Die EU-Entscheidung zu Namen wie «Veggie-Burger» ist vertagt. Was
bedeutet das für Hersteller und Verbraucher - und warum ist das Thema
so umstritten?

Brüssel (dpa) - In der EU bleibt die Zukunft von Namen wie
«Tofu-Wurst», «Soja-Schnitzel» oder «Veggie-Burger» für veget
arische
Produkte zunächst offen. Unterhändler der EU-Staaten und des
Europaparlaments konnten sich nach intensiven Verhandlungen in
Brüssel zunächst nicht auf neue Vorgaben einigen, wie
Verhandlungsteilnehmer der Deutschen Presse-Agentur bestätigten. Die
Entscheidung wurde auf einen späteren Zeitpunkt vertagt. 

Im Raum steht ein Verbot solcher Begriffe. Dies wird mit dem Schutz
von Verbrauchern und Landwirten begründet. Bislang dürfen typische
Bezeichnungen für Fleischprodukte auch für pflanzliche Alternativen
verwendet werden.

Vorstoß der Konservativen

Die EVP-Fraktion, zu der auch CDU und CSU gehören, hatte den Vorstoß
im EU-Parlament eingebracht. Federführend verantwortlich war die
französische Abgeordnete Céline Imart. Sie sagte nach Ende der
Verhandlungsrunde, dass die Gespräche im kommenden Jahr fortgesetzt
würden. Sie werde weiterhin für die Parlamentsposition kämpfen.

Konkret sollen Begriffe wie «Steak», «Schnitzel», «Burger» und

«Wurst» nur noch für Tierprodukte verwendet werden dürfen. Deutsche

Unionsabgeordnete stimmten in einer ersten Verhandlungsrunde mit
wenigen Ausnahmen zwar gegen ein solches Verbot - eine ausreichende
Mehrheit im Parlament gab es trotzdem. Damit die Vorgaben in Kraft
treten können, ist aber eine Mehrheit auch unter den EU-Staaten
nötig.

«Das Verbot des Veggie-Burgers hilft keinem Landwirt. Es ist einfach
nur kurzfristiger Populismus», kritisiert die an den Verhandlungen
beteiligte niederländische Volt-Abgeordnete Anna Strolenberg. Es sei
frustrierend, dass Zeit mit der Debatte über diesen Vorschlag
verloren gegangen sei. Neben der Verbotsdebatte ging es bei dem
Vorhaben darum, die Rolle von Landwirten grundsätzlich zu stärken.

Deutschland gegen Verbot

Deutschland hatte sich bereits klar gegen ein «Veggie-Burger»-Verbot
ausgesprochen. Bundesagrarminister Alois Rainer (CSU) sagte, ein
Verbot würde «unglaublich hohe Kosten für die Wirtschaft» sowie
Bürokratie verursachen. «Ich stehe für Bürokratieabbau, deshalb
unterstütze ich diesen Vorschlag nicht.» 

Rückenwind bekommt Rainer von seinem Unions-Kollegen Peter Liese.
«Ich hoffe sehr, dass die Mitgliedstaaten hart bleiben», sagte der
CDU-Abgeordnete. Es wäre das falsche Signal, wenn Unternehmen unnötig
belastet würden. 

Sein SPD-Amtskollege Tiemo Wölken teilte mit: «In der derzeitigen
Situation ist es den Bürgerinnen und Bürgern nicht zu vermitteln,
dass wir ernsthaft über die Bezeichnung von vegetarischen
Lebensmitteln streiten.» Dieser unsinnige Streit um Bezeichnungen
solle ganz aufgegeben werden. 

Deutsche Unternehmen gegen Verbot

Für deutsche Konzerne wäre ein Verbot eine schlechte Nachricht.
Deutschland ist nach Angaben von Wirtschaftsvertretern der größte
Markt für pflanzliche Alternativprodukte in Europa. Firmen müssten
Produkte umbenennen und könnten sie womöglich nicht mehr so einfach
vermarkten.

Mehrere Handelsunternehmen - darunter die Discounter Aldi Süd und
Lidl, die Burgerkette Burger King sowie Hersteller wie Beyond Meat -
haben sich in einem gemeinsamen Brief gegen das Vorhaben
ausgesprochen.

Die vertrauten Begriffe böten Orientierung und ermöglichten bewusste
Kaufentscheidungen, heißt es darin. Ein Verbot würde den Verkauf
erschweren. «Von dem drohenden wirtschaftlichen Schaden wäre
Deutschland besonders betroffen.» Eigentlich stehen derzeit fast alle
großen Gesetzesprojekte der EU unter dem Motto, Vorgaben für
Unternehmen zu vereinfachen oder abzubauen.

Umfrage: Jeder Zweite offen für Verbot

Jeder zweite Verbraucher (50 Prozent) in Deutschland befürwortet laut
einer Anfang Oktober durchgeführten repräsentativen Umfrage im
Auftrag der Deutschen Presse-Agentur, dass Bezeichnungen wie
Schnitzel oder Wurst ausschließlich für tierische Produkte verwendet
werden dürfen und pflanzliche Alternativen andere Namen tragen
müssen. 28 Prozent lehnen dies ab, 21 Prozent machten keine Angabe.
Nur knapp jedem Vierten (24 Prozent) ist es wichtig, dass sich das
EU-Parlament mit der Frage befasst.

Zu Befürwortern aus Unternehmenskreisen gehört auch der Verband der
Fleischwirtschaft. «Fleisch sollte als wertvolles tierisches
Lebensmittel klar von anderen Artikeln unterschieden werden können,
ohne dass man dadurch einen Kulturkampf entfacht», sagt
Geschäftsführer Steffen Reiter. 

Verbot war 2020 bereits gescheitert

Bereits 2020 ging es im Europaparlament um die Veggie-Wurst: Damals
entschieden die Abgeordneten, dass Fleisch-Ersatzprodukte weiterhin
Bezeichnungen wie «Steak», «Burger» tragen dürfen. Anders sieht e
s in
der EU bei Bezeichnungen für Milch aus. Namen, die das Wort «Milch»
enthalten, dürfen beispielsweise nicht für Getränke verwendet werden,

die aus Pflanzen wie Hafer oder Soja gewonnen werden.