EZB will Kapitalregeln für Banken vereinfachen
11.12.2025 15:03
Weniger Bürokratie, mehr Klarheit: Die EZB will kleine Banken
entlasten und Kapitalpuffer bündeln. Was bedeutet das für den
Wettbewerb mit US-Banken?
Frankfurt/Main (dpa) - Die Europäische Zentralbank macht sich für
eine Vereinfachung der komplexen Kapitalregeln für Banken in Europa
stark. Die Zahl der Anforderungen soll verringert werden, zudem regt
die EZB die Einführung eines weitaus einfacheren Aufsichtssystems für
kleinere Banken an. Vor allem kleine Institute in Deutschland,
darunter viele Sparkassen und Volksbanken, beklagen immer wieder die
Fülle an Vorschriften.
«Der EZB-Rat schlägt vor, die EU-Bankenvorschriften deutlich stärker
an der Verhältnismäßigkeit auszurichten», teilte die Notenbank in
Frankfurt mit. «Bewerkstelligen ließe sich dies durch Ausweitung des
Anwendungsbereichs der bestehenden Regelungen für kleine Banken und
deren umsichtige und einheitliche Vereinfachung.»
Einfacher und schlanker
Eine weitere Empfehlung der vom EZB-Rat eingesetzten «Taskforce»:
Verschiedene Kapitalpuffer zusammenzulegen, die Geldhäuser gegen
Krisen vorhalten müssen. Zudem sollen die regelmäßigen EU-weiten
Stresstests, in denen Aufseher Krisenfestigkeit von Banken anhand
verschiedener Szenarien unter die Lupe nehmen, nach Willen der EZB
schlanker angelegt werden - sowohl von der Methodik als auch vom
Anwendungsbereich.
EU-Kommission muss entscheiden
Die EZB legt ihre Vorschläge nun der Europäischen Kommission vor, die
beabsichtigt, 2026 einen Bericht zur Gesamtsituation des
Bankensystems im Binnenmarkt herauszugeben. Um Europas
Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, versucht Brüssel derzeit viele
Vorschriften zu entschlacken.
Die komplexen Kapitalregeln für Banken in Europa wurden nach der
globalen Finanzkrise ab 2008 eingeführt. Sie sind ebenso eine Lehre
aus dem damaligen Zusammenbruch von Geldhäusern wie die gemeinsame
EZB-Bankenaufsicht: Seit November 2014 beaufsichtigt die Zentralbank
die größten Banken im Euroraum direkt.
Furcht vor Nachteilen gegenüber der US-Konkurrenz
Hintergrund der Bemühungen um einfachere Regeln für Banken in Europa
sind auch Bestrebungen der US-Regierung von Donald Trump, die
Deregulierung der Finanzbranche voranzutreiben, etwa mit weniger
strengen Kapitalregeln. Institute in Europa fürchten daher Nachteile
gegenüber der US-Konkurrenz, die seit Jahren profitabler ist.
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte jüngst die
Bankenregulierung in Europa als zu rigoros bezeichnet und der
Finanzbranche ein Entgegenkommen in Aussicht gestellt.
«Vereinfachung bedeutet nicht Deregulierung»
Die Bundesbank begrüßte die Ergebnisse der Taskforce. «Unsere
Vorschriften zur Regulierung der Banken sind alles in allem auch
bisher nicht zu scharf», sagte Präsident Joachim Nagel. «Aber sie
sind mitunter kleinteilig, kompliziert und manchmal widersprüchlich.»
Deregulierung auf Kosten der Finanzstabilität lehne man in großer
Einigkeit ab.
Bundesbank-Vorstand Michael Theurer betonte: «Vereinfachung bedeutet
nicht Deregulierung.» Vereinfachung könne aber in Regulierung,
Aufsicht und Meldewesen Entlastungen bringen, «zum Beispiel durch
weniger administrativen Aufwand und mehr Transparenz».
