EU billigt Förderung für Chipfabriken in Erfurt und Dresden

11.12.2025 16:16

Je eine Chipfabrik in Dresden und Erfurt darf mit Millionen vom
deutschen Staat unterstützt werden. Die EU-Kommission sieht darin
einen wichtigen Schritt für Europas Halbleiter-Industrie.

Brüssel/Erfurt (dpa) - Deutschland darf den Aufbau von zwei
Chipfabriken mit staatlichen Beihilfen in Höhe von 623 Millionen Euro
unterstützen. Die EU-Kommission genehmigte das Vorhaben für die
Projekte in Dresden und Erfurt, wie die Brüsseler Behörde mitteilte. 


Die Erfurter Firma X-FAB bekommt 128 Millionen Euro für eine neue
Anlage in Erfurt. Die Fabrik soll sich auf sogenannte
mikroelektromechanische Systeme (MEMS) konzentrieren, die etwa in der
Automobilindustrie, bei Künstlicher Intelligenz und in der
Medizintechnik zum Einsatz kommen. Der kommerzielle Betrieb soll nach
den Angaben aus Brüssel 2029 starten.

Entscheidung von X-FAB 2026 erwartet 

Nach Einschätzung von Thüringens Wirtschaftsministerin Colette
Boos-John (CDU) ist damit eine wichtige Hürde für eine Realisierung
des Projekts genommen. Angesichts der überragenden technologischen
und wirtschaftlichen Bedeutung des Vorhabens von X-FAB seien Bund und
Land bereit, das Projekt zu unterstützen. Das Thüringer
Wirtschaftsministerium habe entsprechende Vorsorge im
Haushaltsentwurf getroffen.

Die Halbleiterfertigung sei eine Schlüsseltechnologie, bei der
Deutschland und Europa weiter aufholen müssten. Aus diesem Grund
begleite die Landesregierung das X-FAB-Projekt bereits seit einiger
Zeit intensiv und hoffe nun auf eine Realisierung, so die
Ministerin. 

14 Halbleiterfirmen in Thüringen

Nach eigenen Angaben plant X-FAB in Erfurt den Ausbau seiner
Produktionskapazitäten. Dabei gehe es um Chips, die unter anderem in
Smartphones, Fahrzeugen, Medizinprodukten eingesetzt werden. 

Nach ihren Informationen werde X-FAB seine Entscheidung im ersten
Quartal 2026 treffen, sagte Boos-John. Aktuell seien in Thüringen
insgesamt 14 Unternehmen ansässig, die direkt im Bereich der
Halbleiterfertigung agieren, informierte das Ministerium.  

In Sachsen soll das Unternehmen GlobalFoundries von Hilfen in Höhe
von 495 Millionen Euro für die Erweiterung seines Standorts in
Dresden profitieren. Dort sollen Halbleiter für die Luft- und
Raumfahrt, Verteidigung und kritische Infrastruktur hergestellt
werden. 

EU-Kommission: Vorhaben sind wegweisend

Die EU-Kommission bewertet beide Vorhaben als wegweisend für Europa.
Ziel sei es, die Abhängigkeit von Halbleiterproduktion außerhalb
Europas zu verringern und die Widerstandsfähigkeit der europäischen
Lieferketten zu stärken. Derzeit ist Europa stark von Importen vor
allem aus Asien abhängig. Beide Unternehmen verpflichteten sich, im
Krisenfall vorrangige Aufträge anzunehmen. 

«Schlüsseltechnologien wieder stärker selbst beherrschen»

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sprach mit Blick auf
die Genehmigung der EU-Kommission von einer geopolitischen
Entscheidung für Europas Zukunft. «Wir wollen und wir werden
Schlüsseltechnologien wieder stärker selbst beherrschen», so der
CDU-Politiker. Der Ausbau der Halbleiterfertigung in Dresden sei ein
strategischer Baustein, um Abhängigkeiten gegenüber Asien und den USA
zu reduzieren.

Ähnlich äußerte sich Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CD
U).
Er sieht die Entscheidung als großen Gewinn für Thüringen. Dies
bedeute mehr hochqualifizierte Arbeitsplätze und einen klaren Schub
für die Industrie.

In der EU gelten strenge Regeln, wenn ein Staat heimische Unternehmen
mit Finanzspritzen unterstützen möchte. Damit soll verhindert werden,
dass beispielsweise ein finanzstarkes Land wie Deutschland seinen
Firmen einen unverhältnismäßigen Vorteil verschafft und so etwa
Konkurrenz aus dem Markt gedrängt wird. Deswegen müssen Vorhaben wie

das nun genehmigte von der EU-Kommission geprüft und freigegeben
werden.