Prozess für Wahl der Nachfolge von EZB-Vize gestartet

11.12.2025 19:05

Leitzinsen und Inflation: In der Europäischen Zentralbank werden
Entscheidungen getroffen, die alle betreffen. Der Postenpoker für
Neubesetzungen kann nun losgehen.

Brüssel (dpa) - Der Personalpoker um die Neubesetzung mehrerer
Spitzenposten bei der Europäischen Zentralbank (EZB) hat begonnen.
Bei einem Treffen in Brüssel eröffneten die Finanzminister der Länder

mit der Gemeinschaftswährung Euro den Aufruf zur Einreichung von
Kandidaturen für die Nachfolge von EZB-Vizepräsident Luis de Guindos.
Eingereicht werden sollen die Bewerbungen bis Anfang Januar, bei dem
nächsten Treffen der Eurogruppe am 19. Januar sollen sie dann
diskutiert werden.

De Guindos verlässt die Zentralbank mit Sitz in Frankfurt mit Ablauf
seines Mandats Ende Mai 2026. Seine Nachfolge ist Teil eines größeren
Personalpakets, denn auch die Amtszeit von EZB-Präsidentin Christine
Lagarde endet eineinhalb Jahre später, im Oktober 2027. Über die
Nachfolge wird bereits spekuliert.

Zuletzt hatten sich gleich zwei deutsche Notenbanker zu Wort
gemeldet. «Grundsätzlich dürfte jeder Notenbanker im EZB-Rat die
Kompetenz zur Nachfolge für das Spitzenamt im Eurosystem haben»,
sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel dem «Spiegel». Deutlicher
wurde EZB-Direktorin Isabel Schnabel in einem Bloomberg-Interview:
«Wenn ich gefragt würde, stünde ich bereit.»

Bei den Personalien haben die Verhandler üblicherweise genau im
Blick, dass es zwischen kleinen und großen, südlichen und nördlichen

Euroländern ein Gleichgewicht gibt. Das gilt auch für das Verhältnis

von Befürwortern einer harten Geldpolitik und den Verfechtern eines
eher lockeren Kurses.