Ökonomen kritisieren Abkehr vom Verbrenner-Aus scharf

14.12.2025 19:09

Führende Ökonomen sehen in der geplanten Abkehr vom Verbrenner-Aus
keinen Vorteil für Industrie und Arbeitsplätze. Sie warnen vor
kurzfristigen Signalen an die Autohersteller.

Berlin/München (dpa) - Führende Ökonomen haben die absehbare Abkehr
vom europäischen Verbrenner-Aus ab 2035 scharf kritisiert. Die
Maßnahme löse weder die aktuellen Probleme der Autohersteller noch
sichere sie Industriearbeitsplätze in Deutschland, sagte die
Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, der
«Süddeutschen Zeitung». Eine Verschiebung des Verbots könne sogar
gegenteilige Effekte haben.

Schnitzer warnte vor widersprüchlichen Signalen an die Industrie,
zumal viele Unternehmen bereits in alternative Antriebe investiert
hätten. Ein vermeintlicher Wettbewerbsvorteil deutscher Hersteller
bei Verbrennungsmotoren sei allenfalls kurzfristig, sagte sie.

«Symboldebatte»

Auch weitere Ökonomen äußerten sich skeptisch. Thomas Puls vom
arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sprach von
einer Symboldebatte: Elektroautos und Plug-in-Hybride seien bis 2035
für die meisten Anwendungen ohnehin die bessere Lösung. Sebastian
Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der
gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sieht die Probleme deutscher
Hersteller weniger im Verbrenner-Aus als in technologischen
Rückständen, etwa bei Batteriezellen. Er stellte die Frage, ob
Konzernmanager kurzfristige Gewinne oder langfristige Interessen von
Industrie und Beschäftigten verfolgten.

Anita Wölfl vom Ifo-Institut kritisierte eine zu lange verfolgte
Doppelstrategie zwischen Elektro- und Verbrennerfahrzeugen. Diese
rechne sich auf Dauer nicht. Viele Hersteller investierten bereits
nicht mehr in Benziner und Diesel. Neue Verbrennermodelle seien daher
kaum zu erwarten.

Die EU-Kommission will eine Rücknahme des sogenannten Verbrenner-Aus
vorschlagen. Die Behörde will nach derzeitigem Stand der Planung
empfehlen, auch nach 2035 Neuwagen mit Verbrennertechnologie
zuzulassen.