EU-Kommission präsentiert Änderungen am Verbrenner-Aus

16.12.2025 04:25

Auch nach 2035 könnten Neuwagen mit Verbrennungstechnologie noch
zugelassen werden. Die EU-Kommission will Klimaziele und
Vorstellungen der Autobauer unter einen Hut bringen.

Brüssel (dpa) - Noch bevor die EU-Kommission heute ihre Vorschläge
zur Abkehr vom Verbrenner-Aus präsentiert, hat die Schlacht um die
Deutungshoheit begonnen. Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber hat
bereits das Aus vom sogenannten Verbrenner-Aus verkündet, seinem
Parteifreund Markus Söder geht es nicht weit genug, und der
Grünen-Abgeordnete Michael Bloss erwartet ein «Dokument der
Orientierungslosigkeit». 

Dabei ist offiziell noch gar nicht bekannt, was die EU-Kommission
genau vorstellen wird. Ende vergangener Woche war durchgesickert,
dass die Behörde vorhat, Ausnahmen vom Verbrenner-Aus vorzuschlagen.
Damit würde die Brüsseler Behörde den Weg dafür freimachen, dass au
ch
nach 2035 Neuwagen mit Verbrennertechnologie zugelassen werden
können.

Was ist bislang bekannt? 

Nach bisherigen Planungen sollten Neuwagen in der EU ab 2035
eigentlich im Betrieb kein klimaschädliches Kohlenstoffdioxid mehr
ausstoßen dürfen. Darauf hatten sich Vertreter der EU-Staaten und des
Europaparlaments 2022 geeinigt. 

Von dieser Vorgabe soll nun Abstand genommen werden, und es sollen
Ausnahmen möglich sein. Zusätzlich ausgestoßene Klimagase sollen aber

durch andere Maßnahmen vollständig kompensiert werden. Ob es auch
Ausnahmen für klassische Benzin- und Dieselfahrzeuge geben wird, war
zunächst unklar.

Die Kommission wollte auch auf die Rolle von umweltfreundlicheren
Kraftstoffen wie Biokraftstoffen und die Rolle von Firmenwagen
eingehen. Zudem hatte sich vor allem Frankreich gewünscht, dass es
Vorgaben für Produktionsanteile in der EU geben soll. Darüber hinaus
soll eine Batteriestrategie vorgestellt werden.

Merz äußert sich in erster Reaktion positiv

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat sich positiv über den
angekündigten Kurswechsel der EU-Kommission geäußert. Zuletzt betonte

er, dass die grundsätzlichen Klimaziele nicht infrage gestellt
würden, jedoch ein anderer Weg zur Zielerreichung notwendig sei. 

Nach Einschätzung der Bundesregierung werde die Kommission
voraussichtlich diesen neuen Kurs einschlagen. Merz versicherte, dass
die Brüsseler Behörde dabei auf die Unterstützung der Bundesregierung

zählen könne.

Der weitere Fahrplan

Wenn die Kommission ihre Vorschläge vorgestellt hat, sind das
Europaparlament und die EU-Mitgliedstaaten am Zug. Sie bewerten die
Reform und können Änderungen vornehmen. Beide Institutionen können
das Vorhaben also noch abschwächen oder verschärfen. Am Ende ist eine
ausreichende Mehrheit in beiden Institutionen erforderlich. Wie lange
das dauern wird, ist noch unklar. 

Verschiedene Lager 

Kaum hatte sich Europapolitiker Weber zu den Kommissionsplänen
öffentlichkeitswirksam geäußert, meldete sich CSU-Chef und Bayerns
Ministerpräsident Markus Söder zu Wort. Die von der EU-Kommission
angekündigte Rücknahme gehe nicht weit genug. Die Ankündigung der
Kommission sei ein sehr gutes Signal, wenn auch nur ein erster
Schritt.

«Eine Aufweichung der Ziele ist schlecht für den Wirtschaftsstandort
Europa», kritisierte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im
Europaparlament, Terry Reintke. Ein Schlingerkurs schaffe
Planungsunsicherheit. Ähnlich äußern sich Umweltorganisationen.
Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research
in Bochum prognostizierte, dass die europäische Autoindustrie im
Wettbewerb mit China eher Zeit verliere als gewinne. 

FDP-Chef Christian Dürr macht sich für eine komplette Rücknahme des
Verbrenner-Aus stark. Mehrere Ökonomen haben sich hingegen gegen ein
starkes Aufweichen der Vorgaben ausgesprochen. 

Verbrenner-Aus unter Deutschen eher unbeliebt

Knapp zwei Drittel der Bundesbürger unterstützen das Vorhaben der
EU-Kommission, die Vorgaben zum Verbrenner-Aus zu lockern, wie eine
repräsentative Umfrage zum ZDF-«Politbarometer» ergab. Demnach sind
63 Prozent der Meinung, dass auch nach 2035 noch Autos mit
Verbrennungsmotoren wie Benziner oder Diesel neu zugelassen werden
sollten.