EU-Kommission will Pestizide unbefristet zulassen
16.12.2025 18:19
Geht es nach der EU-Kommission, sollen Glyphosat & Co künftig ohne
regelmäßige Neuzulassungen auf den Feldern verteilt werden können.
Straßburg (dpa) - Die EU-Kommission will, dass Pflanzenschutzmittel
wie Glyphosat in der EU künftig zeitlich unbefristet zugelassen
werden können. Demnach sollen die bislang erforderlichen regelmäßigen
Neuzulassungen für Wirkstoffe abgeschafft werden, wie aus einem
Vorschlag der Behörde hervorgeht. Die gefährlichsten Substanzen
sollen davon ausgenommen werden.
Bislang nur befristete Zulassungen
Erneuerungen und gezielte Neubewertungen sollen nach Willen der
Kommission dann durchgeführt werden, wenn es wissenschaftliche Gründe
dafür gibt.
Bislang wird die Zulassung eines aktiven Wirkstoffs in der EU nur für
einen begrenzen Zeitraum bis zu 15 Jahren erteilt und muss danach neu
bewertet werden. Ohne erfolgreiche Erneuerung läuft die Zulassung
aus.
Der Vorstoß der EU-Kommission ist Teil eines Vorschlagpakets, mit dem
sie Verwaltungsaufwand und Kosten etwa für Produzenten, Unternehmen
und Behörden reduzieren will. Gleichzeitig sollen bei der Lebens- und
Futtermittelsicherheit hohe Standards aufrechterhalten werden, wie
die Behörde betont. Außerdem soll die Planbarkeit beispielsweise für
Landwirte verbessert werden.
Kommission: Millionen können eingespart werden
Für risikoarme Wirkstoffe sollen nach Willen der Kommission etwa
einfachere Verfahren gelten, um sie schneller zuzulassen und so auch
nachhaltige Pflanzenschutzmittel zu fördern. Auch sollen Produkte
gegen besonders schädliche Schädlinge schneller zugelassen werden.
Durch die Maßnahmen können Schätzungen der Kommission zufolge
Unternehmen jährlich etwa 428 Millionen Euro einsparen. Außerdem
rechnet die Behörde mit Einsparungen von jährlich etwa 660 Millionen
Euro bei den nationalen Verwaltungen. Dank einer besseren
Verfügbarkeit von Produkten sollen auch die Landwirte profitieren.
Bekannt ist etwa das umstrittene Pestizid Glyphosat, das die
EU-Kommission nicht als gefährlich einschätzt. Glyphosat ist ein
sogenanntes Totalherbizid, das nahezu alle grünen Pflanzen schädigt.
Es wird seit Mitte der 1970er-Jahre vor allem unter dem Handelsnamen
«Roundup» genutzt und ist heute in zahlreichen Pflanzenschutzmitteln
verschiedener Hersteller enthalten.
Die EU hat die Genehmigung für Glyphosat zuletzt bis Ende 2033
verlängert. In einem Teil der Mitgliedstaaten, darunter Deutschland,
sind Anwendungen in Haus- und Kleingärten sowie auf Flächen, die für
die Allgemeinheit bestimmt sind, verboten oder stark eingeschränkt.
Europas Wettbewerbsfähigkeit soll verbessert werden
Die EU-Staaten und das Europaparlament müssen den Vorschlag nun
diskutieren. Um Europas Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, versucht
Brüssel derzeit, viele Regeln zu entschlacken. Jüngst schlug die
EU-Kommission etwa vor, Umweltprüfungen für Genehmigungen zu
vereinfachen und beschleunigen. Schon davor gab es eine Einigung, das
europäische Lieferkettengesetz zum Schutz von Menschenrechten
abzuschwächen. Künftig soll es nur noch für wenige große Unternehme
n
gelten.
Darüber hinaus will die EU-Kommission Europas Biotechnologie-Sektor
vorantreiben. Sie sei entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit,
strategische Autonomie und wirtschaftliche Sicherheit der EU, heißt
es. So sollen nach Willen der Behörde etwa entsprechenden Unternehmen
der Zugang zu Finanzierung erleichtert und regulatorische Verfahren
vereinfacht und beschleunigt werden.
