Estland: Illegaler Grenzübertritt durch russische Grenzschützer

18.12.2025 17:41

Einmal kurz rein ins Nato- und EU-Gebiet und wieder zurück? Russische
Grenzschützer sollen unerlaubt die Grenze zu Estland überquert haben.
Die Regierung in Tallinn fordert Aufklärung.

Tallinn (dpa) - Drei russische Grenzschützer haben nach Angaben des
estnischen Außenministeriums unerlaubt die Grenze zum benachbarten
EU- und Nato-Land Estland überschritten. Demnach sollen die Beamten
illegal die Kontrolllinie auf einem Wellenbrecher im Grenzfluss Narva
nahe dem Ort Vasknarva überquert haben, an dem sie mit
einem Luftkissenfahrzeug eingetroffen und zu Fuß entlanggegangen
waren. Danach seien sie wieder zu ihrem Fahrzeug und auf die
russische Seite zurückgekehrt. Das Ministerium in Tallinn
veröffentlichte ein Video, das von einem Überwachungssystem
festgehalten wurde und den Vorfall am Mittwochmorgen belegen soll. 

Nach Angaben von Estlands Innenminister Igor Taro ist unklar, was die
Motive der russischen Grenzbeamten waren und warum sie die
Kontrolllinie überschritten. «Es bestand keine unmittelbare
Sicherheitsbedrohung, aber die Polizei und der Grenzschutz haben ihre
Präsenz und Patrouillen deutlich verstärkt», sagte er im estnischen
Fernsehen. Medienberichten zufolge sollen sich die russischen
Grenzbeamte etwa zwanzig Minuten lang auf estnischem Gebiet
aufgehalten haben. Eine vorherige Benachrichtigung erfolgte nicht. 

Estland bestellte wegen des Vorfalls den Geschäftsträger der
russischen Botschaft in Tallinn ein und überreichte eine
diplomatische Note. «Wir haben die Überwachung in der Region
verstärkt und sind bereit zu reagieren», sagte Außenminister Margus
Tsahkna. Er fügte hinzu, die beste Antwort auf das Austesten der
Grenzen durch Russland sei die Ukraine weiter zu unterstützen und den
politischen und wirtschaftlichen Druck auf Russland zu erhöhen.

Vertreter des estnischen und russischen Grenzschutzes kamen zu einem
Treffen auf russischer Seite zusammen. Dabei weigerte sich die
russische Seite nach estnischen Angaben, den illegalen Grenzübertritt
anzuerkennen und sei nicht bereit gewesen, weitere Daten oder eigene
Argumente vorzulegen. Estland will nun einen Vorschlag für ein
weiteres Treffen unterbreiten.