Feuer und Tränengas: Tausende Bauern bei Protest in Brüssel
18.12.2025 15:16
Feuer, Polizei in Kampfmontur, Straßensperren: Während die EU über
Freihandel berät, protestieren Bauern gegen ein großes
Handelsabkommen. Für ihren Kampf nutzen sie auch bäuerliche
Wurfgeschosse.
Brüssel (dpa) - Tausende Landwirte haben - teils gewaltsam - im
Brüsseler Europaviertel gegen das Freihandelsabkommen zwischen der EU
und den südamerikanischen Mercosur-Staaten protestiert und für Chaos
gesorgt. Die Polizei setzte Wasserwerfer gegen Demonstranten ein, die
versuchten, Absperrungen zu durchbrechen, wie die Polizei auf
Nachfrage der dpa bestätigte. Während die Veranstalter von rund
10.000 Demonstranten sprachen, zählte die Polizei etwa 7.300 Personen
und hunderte Traktoren.
Im Europaviertel wurden Wasserwerfer eingesetzt, wie die örtliche
Polizei mitteilte. Einige Landwirte hätten versucht, von den
Sicherheitskräften eingerichtete Sperren zu überwinden. Zudem wurden
Brände gelegt, Pyrotechnik gezündet und Tränengas eingesetzt, wie auf
Bildern zu sehen war. Die Angriffe der Demonstranten mit Kartoffeln
und Feuerwerk richteten sich auch gegen das Europaparlament.
Zeitgleich findet in der belgischen Hauptstadt ein EU-Gipfel statt,
bei dem auch über das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU
und den südamerikanischen Mercosur-Staaten gesprochen wird. Die
Landwirte lehnen das Abkommen ab, weil sie unverhältnismäßige
Konkurrenz durch günstige Importe fürchten. Zudem haben die Bauern
Sorge, dass sie künftig weniger Geld aus dem EU-Haushalt bekommen
könnten.
Deutsche Bauern beteiligen sich an Demo
Zu den Protesten sind auch Landwirte aus Deutschland angereist. Nach
einer ersten Schätzung des bayerischen Bauernverbands beteiligten
sich rund 500 deutsche Bäuerinnen und Bauern an dem Protest.
Günther Felßner, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands, teilte
mit: «Wir stehen hier als Europäer. Europa braucht Stabilität - und
diese Stabilität beginnt bei der Landwirtschaft.» Die
EU-Agrarförderung sei ein Stabilisierungsinstrument für die
Ernährungssicherheit, für den ländlichen Raum und für den
Zusammenhalt Europas.
Von der Leyen trifft sich mit Vertretern der Landwirte
Gegen Mittag traf sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
mit Vertretern der Landwirte. Sie teilte mit: «In Zeiten der
Unsicherheit brauchen unsere Landwirte Verlässlichkeit und
Unterstützung.» Europa werde immer hinter ihnen stehen.
Die neue Freihandelszone zwischen der EU und den Mercosur-Staaten mit
mehr als 700 Millionen Einwohnern wäre nach Angaben der EU-Kommission
die weltweit größte dieser Art. Die Behörde hatte die Verhandlungen
über das Abkommen im vergangenen Dezember trotz anhaltender Kritik
aus Ländern wie Frankreich abgeschlossen. Die Unterzeichnung ist für
kommenden Samstag in Brasilien geplant - dafür braucht es aber eine
bestimmte Mehrheit unter den EU-Ländern. Eine Entscheidung wird bei
dem EU-Gipfeltreffen erwartet. Ob die erforderliche Mehrheit zustande
kommt, war bis zuletzt unklar.
