Geld oder Blut: Selenskyj macht Druck auf EU
18.12.2025 15:45
Die EU ringt seit Monaten darum, wie sie die Ukraine weiter
finanziell unterstützen kann - eine schnelle Einigung ist nicht in
Sicht. Der ukrainische Präsident ruft zur Eile auf.
Brüssel (dpa) - Im Ringen um die weitere finanzielle Unterstützung
der Ukraine drängt ihr Präsident Wolodymyr Selenskyj auf eine
schnelle Entscheidung. «Die heutige Entscheidung bedeutet, ob uns die
Partner verstehen oder nicht», sagte der Staatschef des von Russland
angegriffenen Landes bei einer Pressekonferenz am Rande des Treffens
der EU-Spitzen in Brüssel. Spätestens Ende des Jahres müsse Klarheit
herrschen.
Wenn man die Ukraine nicht unterstütze, seien die Chancen hoch, dass
das Land nicht bestehen könne, so Selenskyj. «Dann wird Europa
bereits nicht mehr mit Geld, sondern mit Blut bezahlen.» Er
pflichtete damit Polen Regierungschef Donald Tusk bei, der vor Beginn
des Treffens entsprechend gemahnt hatte: «Entweder heute Geld oder
morgen Blut». Er meine damit nicht nur die Ukraine, sondern auch
Europa.
Ukraine braucht Milliardenbetrag
Für die militärische und finanzielle Unterstützung der Ukraine wird
in den kommenden zwei Jahren Schätzungen des IWF und der
EU-Kommission zufolge voraussichtlich ein dreistelliger
Milliardenbetrag benötigt. Der Finanzbedarf belaufe sich im Zeitraum
2026 bis Ende 2027 auf etwas mehr als 137 Milliarden Euro. Europa
will davon zwei Drittel abdecken.
Diskutiert wird bei dem Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in
Brüssel dafür die Verwendung von in der Staatengemeinschaft
eingefrorenen russischen Geldern als ein Darlehen für die Ukraine.
Das Geld sei notwendig, damit Russland diese Vermögenswerte nicht als
Einflusshebel auf uns nutzt, so Selenskyj weiter. «Wir brauchen eine
Entscheidung, damit es nicht Teil der Verhandlungen sein wird.»
Derzeit blockiert die belgische Regierung den Plan, der auch von
Bundeskanzler Friedrich Merz vorangetrieben wird, mit Verweis auf
rechtliche und finanzielle Risiken. Der Großteil des eingefrorenen
russischen Vermögens liegt in Belgien. Der dortige Regierungschef
Bart De Wever und Selenskyj kamen am Rande des Gipfels auch zu
bilateralen Gesprächen zusammen.
