Europäische Firmen fordern mehr Kupferminen in der EU

19.12.2025 04:00

Rund die Hälfte des benötigten Kupfers importiere die EU aus
Drittstaaten, kritisiert der schwedische Minenkonzern Viscaria. Und
hat eine Forderung für mehr Unabhängigkeit.

Hamburg/Berlin/Kiruna (dpa) - Für mehr europäische Unabhängigkeit bei

wichtigen Rohstoffen wie Kupfer sind aus Sicht des schwedischen
Konzerns Viscaria und des deutschen Produzenten Aurubis mehr Minen
auf dem Kontinent nötig. Trotz eigener reicher Vorkommen importiere
Europa rund die Hälfte des benötigten Kupfers aus Drittstaaten, vor
allem aus Lateinamerika, sagte Viscaria-Chef Jörgen Olsson der
Deutschen Presse-Agentur. «Das sind 12.000 Kilometer mit dem Schiff
mit einer riesigen Menge an CO2-Emissionen.»

Die Kosten für Minenprojekte in Europa seien derzeit zu hoch, sagte
Olsson. Zudem gebe es zu viele Vorbehalte, vor allem mit Blick auf
den Umweltschutz. Diese Umstände müssten sich ändern, um mehr Kupfer

in Europa fördern zu können. Er betonte die eigenen hohen Sozial- und
Umweltstandards bei der Förderung und verwies auf das gut ausgebaute
Wasserstoffnetz in Schweden. Die benötigte Energie der Anlage werde
nahezu vollständig mit Wasserstoff bedient. 

Reaktivierung einer Kupfermine in Nordschweden

Viscaria ist derzeit dabei, in Nordschweden eine einst stillgelegte
Kupfermine zu reaktivieren. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2027
geplant. Rund die Hälfte der jährlich erwarteten 25.000 Tonnen
liefert das Unternehmen dann an den Hamburger Kupferproduzenten
Aurubis. Eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichneten beide
Seiten am Donnerstag in Berlin. 

Für den deutschen Konzern ist es ein vergleichsweise kleiner Deal.
Die erwartete Menge macht den Angaben zufolge lediglich rund 2,5
Prozent der Gesamtmenge aus, die das Hamburger Unternehmen aus seinem
Liefernetz bezieht. Gleichwohl bewerten beide Seiten die Abmachung
als wichtiges Signal für eine größere europäischere Unabhängigkei
t
bei wichtigen Metallen. 

Der Produktionsvorstand von Aurubis, Tim Kurth, betonte mit Blick auf
die Abmachung: «Es klingt nach einer kleinen Menge, aber es ist ein
wichtiger Vertrag für uns: Je mehr Beine man hat, umso sicherer steht
man.» Knapp die Hälfte des von Aurubis verarbeiteten Kupfers stamme
aus dem Recycling. Aber: «Recycling wird den stark steigenden Bedarf
von Kupfer nicht decken. Für nachhaltiges Wachstum benötigen wir
unbedingt mehr Minen, auch in Europa.»

Branche steht unter Druck aus China

Aurubis kauft Kupferkonzentrat von Minen und Händlern. In seinen
Hütten und Recyclingwerken im In- und Ausland verarbeitet der
Konzern, der rund 7.100 Mitarbeiter beschäftigt, das Konzentrat und
etwa Altkupfer zu sogenannten Kupferkathoden. Das sind Platten aus
nahezu reinem Kupfer. Aus den Kathoden stellt Aurubis Vorprodukte her
wie Drähte, Bleche und Folien. Kupfer gilt als zentraler Bestandteil
für viele wichtige Technologien wie alternative Antriebe,
Rechenzentren oder Windenergie.

Trotz steigender Kupferpreise steht die Branche unter Druck,
insbesondere aufgrund des jüngsten Ausbaus der Hüttenkapazitäten in
China. EU-Schutzzölle für chinesisches Kupfer sehen die beiden
Unternehmen zwar skeptisch. Wichtiger seien aber staatliche
Förderungen zum Ausbau des Minengeschäfts, sagte Olsson von Viscaria.
Aurubis-Produktvorstand Kurth pochte auf weltweit faire und gleiche
Regeln und Wettbewerbsbedingungen.