Ischinger: Glaubwürdigkeit der EU bleibt auf der Strecke
19.12.2025 10:57
Die Ukraine bekommt aus der EU dringend benötigtes Geld. Diplomat
Ischinger begrüßt das Ergebnis, kritisiert aber: «Wir machen
weiterhin den Eindruck, als wären wir eher Getriebene.»
Berlin (dpa) - Der derzeitige Leiter der Münchner
Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, sieht in dem Kompromiss zur
Finanzierung der Ukraine ohne die direkte Verwendung von
eingefrorenem russischen Vermögen einen Glaubwürdigkeitsverlust für
die EU. Die Ukraine bekomme mit der Einigung auf einen
EU-finanzierten Kredit zwar das, was sie dringend gebraucht habe,
sagte Ischinger im Deutschlandfunk. Vom Ergebnis her betrachtet sei
damit das «Klassenziel» erreicht - allerdings zu einem «erheblichen
Preis».
«Nämlich dem Preis der Glaubwürdigkeit, der Entschlossenheit, der
Handlungsfähigkeit der Europäischen Union als glaubwürdigem,
international respektiertem Akteur. Das bleibt hier so ein bisschen
auf der Strecke», kritisierte der Diplomat. «Wir machen weiterhin den
Eindruck, als wären wir eher Getriebene und suchen dann nach
Ersatzlösungen.»
Nach monatelangem Streit haben sich die EU-Länder auf einen
Kompromiss zur Finanzierung der Ukraine für die nächsten zwei Jahre
verständigt. Das von Russland angegriffene Land erhält von der EU
einen zinslosen Kredit über 90 Milliarden Euro. Falls Russland für
Kriegsschäden keine Entschädigung leistet, sollen in der EU
eingefrorene russische Vermögenswerte für die Rückzahlung
herangezogen werden.
