Verschobener Mercosur-Deal sorgt für Unmut in Industrie
19.12.2025 12:49
Die geplante Unterzeichnung des EU-Freihandelsabkommens muss
verschoben werden. Die deutsche Industrie reagiert mit scharfer
Kritik - und fordert rasche Klarheit.
Brüssel/Berlin (dpa) - Mit scharfer Kritik hat die deutsche Industrie
auf die Verschiebung des EU-Handelsabkommens mit vier
südamerikanischen Mercosur-Staaten reagiert. «Die erneute
Verschiebung ist ein Rückschlag für Europas Glaubwürdigkeit als
geostrategischer Akteur», kritisierte Tanja Gönner,
Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Industrie
(BDI).
Die eigentlich für diesen Samstag geplante Unterzeichnung des
EU-Freihandelsabkommens mit vier Mitgliedsländern des
südamerikanischen Staatenbunds Mercosur muss verschoben werden, wie
die EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstag auf ihrem Gipfel
entschieden hatten. Einen neuen Termin soll es in der ersten
Januarhälfte geben.
«Die Staats- und Regierungschefs müssen alles dafür tun, damit
Mercosur im Januar abgeschlossen wird», so Gönner. Dafür müssten
einige Staaten über ihren Schatten springen. Unter anderem die
italienische Regierungschefin Giorgia Meloni hatte noch Vorbehalte
geäußert.
VDA-Präsidentin: «Die Welt wartet nicht auf Europa»
Auch für den Verband der Automobilindustrie (VDA) ist die
Verschiebung eine «schlechte Nachricht». Die EU sende in Zeiten, in
denen eine starke europäische Wirtschaft entscheidend sei, ein
Zeichen der Schwäche und setze ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel,
kritisierte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Die Welt warte nicht
auf Europa. «Die Automobilindustrie in der EU ist heute stärker denn
je auf eine Verbesserung des Marktzugangs in Drittländern
angewiesen.»
Die neue Freihandelszone mit mehr als 700 Millionen Einwohnern wäre
nach Angaben der EU-Kommission die weltweit größte dieser Art und
soll auch ein Zeichen gegen die protektionistische Zollpolitik von
US-Präsident Donald Trump setzen. Geplant ist, Zölle und
Handelsbarrieren zwischen der EU und der südamerikanischen
Wirtschaftsorganisation Mercosur weitestgehend abzubauen.
Die Verhandlungen für den Deal mit Argentinien, Brasilien, Paraguay
und Uruguay hatten bereits 1999 begonnen. Bolivien ist zwar seit Juli
2024 formell Mitglied des Blocks, befindet sich jedoch noch im
Prozess der Umsetzung der Mercosur-Normen und ist nicht
Vertragspartei des Abkommens mit der EU.
