Minister sieht Einzelhandel durch Billigimporte bedroht

20.12.2025 05:30

Kurz vor Weihnachten bestellen viele Kunden bei Online-Händlern wie
Shein und Temu. Der niedersächsische Wirtschaftsminister warnt vor
unfairen Vorteilen durch die Zollfreigrenze bis 150 Euro.

Hannover (dpa/lni) - Billigimporte aus dem Ausland gefährden nach
Einschätzung von Niedersachsens Wirtschaftsminister Grant Hendrik
Tonne die Zukunft vieler Geschäfte hierzulande. «Wir haben einen
Einzelhandel, der nach allen Regeln spielt, Qualität bietet und
berät», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
«Gleichzeitig lassen wir zu, dass in großen Mengen qualitativer
Schrott geliefert wird, der unseren Einzelhandel kaputtmacht.»

Bislang können Pakete mit einem Wert von bis zu 150 Euro zollfrei in
die EU eingeführt werden. Das soll sich ab Juli kommenden Jahres
ändern: Solche Kleinsendungen sollen dann mit einer Abgabe in Höhe
von drei Euro belegt sein. Erhoben werden soll die Abgabe von den
nationalen Zollbehörden.

Tonne: Geht nicht darum, pauschal alles teurer zu machen

Sorgen vor steigenden Preisen für Verbraucher wies Tonne zurück. «Es

geht nicht darum, pauschal alles teurer zu machen, sondern gleiche
Wettbewerbsbedingungen herzustellen.» Zudem würden Zölle sehr
differenziert erhoben. 

Die von den Finanzministern der EU beschlossene Vorgabe dürfte etwa
Online-Händler wie Shein und Temu betreffen. Nach Angaben des
Handelsverbandes Deutschland werden täglich etwa 400.000 Pakete von
den beiden Portalen an deutsche Kunden verschickt.

Warnung vor Ladensterben

Ohne ein Umsteuern drohten vor allem im ländlichen Raum und in vielen
Innenstädten weitere Geschäftsaufgaben, warnte Tonne. Es sei
allerhöchste Zeit, dass die Zollfreigrenze falle. Der SPD-Politiker
dringt auf eine rasche Umsetzung: «Ich möchte kein weiteres
Weihnachtsfest unter diesen Rahmenbedingungen erleben.»