Wirtschaft begrüßt Rückkehr der Briten zu Erasmus
21.12.2025 04:45
Wirtschaftsvertreter zeigen sich erfreut über die Rückkehr
Großbritanniens zum EU-Austauschprogramm. Kommt jetzt auch der
Durchbruch bei den strengen Einreise-Regeln für Studierende?
London/Brüssel (dpa) - Vertreter der deutsch-britischen Wirtschaft
begrüßen den Wiedereintritt Großbritanniens in das Erasmus-Programm -
und erhoffen sich eine Erleichterung der strengen Visa-Regeln. Dass
das Vereinigte Königreich ab 2027 wieder bei dem EU-Austauschprogramm
dabei ist, sei «ein sehr bedeutender Schritt», der es jungen Leuten
ermögliche, «über den Ärmelkanal hinweg wertvolle akademische und
berufliche Erfahrungen zu sammeln», sagte der Chef der
Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer (AHK) in London,
Ulrich Hoppe, der Deutschen Presse-Agentur.
Großbritannien hatte sich vor wenigen Tagen mit der EU auf den
Wiedereintritt ins Erasmus-Programm ab 2027 geeinigt. Damit können
Studentinnen und Studenten im Rahmen des Programms in Großbritannien
studieren oder eine Ausbildung absolvieren. Auch britischen Studenten
wird der Weg in die EU mit Erasmus damit freigemacht. Im ersten
akademischen Jahr werden die Briten rund 570 Millionen Pfund
(umgerechnet mehr als 648 Millionen Euro) in das Programm stecken.
Diese Übereinkunft stimme nicht nur die Wirtschaft hoffnungsvoll,
sondern zeige auch, dass die Zusammenarbeit Großbritanniens mit der
EU künftig auch in anderen Bereichen «deutlich vertieft werden kann»,
so Hoppe.
Vereinfachte Einreise für Studis?
Mit dem Brexit im Januar 2020 war Großbritannien auch aus dem
Austauschprogramm ausgestiegen, über das Tausende junge Menschen aus
der EU ihre Auslandssemester auf der Insel verbrachten.
Dass es jetzt zu dieser Annäherung mit der Europäischen Union kam,
sei aus Sicht der Wirtschaft nicht zu unterschätzen, sagte
York-Alexander von Massenbach von der Britischen Handelskammer in
Deutschland (BCCG) der dpa. Großbritannien galt auch wegen seiner
Elite-Universitäten als beliebtes Zielland für Studenten und junge
Arbeitnehmer. Nach dem Brexit seien einige Möglichkeiten jedoch zum
Erliegen gekommen.
Für junge Menschen werde nun ein attraktiver Bildungs- und
Wirtschaftsstandort wieder geöffnet, sagt von Massenbach. Das sei
auch deswegen bedeutend, «da anzunehmen ist», dass Teilnehmerinnen
und Teilnehmer des Erasmus-Programms «auch in den Genuss
erleichterter britischer Einreise- und Arbeitsbestimmungen gelangen
werden».
Großbritannien hatte seine Einreisebestimmungen nach dem Brexit immer
weiter verschärft. Die Beantragung eines Visums zum Studieren oder
Arbeiten ist meist teuer und erfordert hohen bürokratischen Aufwand.
Sollten die Einreise- und Arbeitsbestimmungen vereinfacht werden,
wäre das auch mit Blick auf eine Annäherung an die EU «ein großer
Schritt», ist sich von Massenbach sicher.
Das «Erasmus»-Programm wurde 1987 eingeführt und seither von mehr als
18 Millionen Teilnehmern genutzt. Es unterstützt Studierende und
Uni-Lehrpersonal auf dem Weg ins Ausland zu günstigeren Bedingungen
und hilft auch, Praktika in Unternehmen zu finanzieren.
