Stabile Sparzinsen - aber meist unterhalb der Inflation
25.12.2025 05:00
Bei den Fest- und Tagesgeldkonditionen dürfte sich auch in den
nächsten Monaten wenig tun. Wechselbereite Anleger können bisweilen
mehr herausholen. Experten warnen vor unseriösen Angeboten.
Frankfurt/Main (dpa) - Sparerinnen und Sparer in Deutschland können
nach Einschätzung von Experten mindestens bis zur Jahresmitte 2026
mit stabilen Sparzinsen rechnen. Allerdings gleichen viele der
aktuellen Tages- und Festgeldangebote die Inflation nicht aus, die
hierzulande zuletzt bei 2,3 Prozent lag. Heißt: Unter dem Strich
verlieren solche Ersparnisse an Wert.
Mit weiter sinkenden Leitzinsen im Euroraum rechnen Volkswirte
derzeit nicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) entschied sich
zuletzt viermal in Folge für unveränderte Zinsen. Somit liegt der für
Sparer und Banken relevante Einlagenzins auch zu Beginn des neuen
Jahres bei 2,0 Prozent. Allerdings: Noch im Frühjahr 2024 war der
Einlagenzins mit 4,0 Prozent doppelt so hoch.
Abwärtstrend bei Festgeldzinsen gestoppt
Wie andere Marktbeobachter rechnet auch das Vergleichsportal Verivox
mindestens bis zur Jahresmitte 2026 mit konstanten Leitzinsen.
«Entsprechend dürften sich auch die Zinsen für Tagesgeld sowie für
kurz- bis mittelfristiges Festgeld im Marktdurchschnitt ziemlich
stabil entwickeln», prognostiziert der Geschäftsführer der Verivox
Finanzvergleich GmbH, Oliver Maier.
Zurzeit bringen bundesweit verfügbare Festgeldangebote mit zwei
Jahren Laufzeit der Verivox-Übersicht zufolge durchschnittlich 2,04
Prozent Zinsen (Stand 22.12.2025). Nachdem die EZB im Sommer 2022 die
Nullzinsphase beendet hatte, waren die Festgeldzinsen für diese
Laufzeit bis auf durchschnittlich 3,39 Prozent im November 2023
geklettert, anschließend ging es im Zuge sinkender Leitzinsen wieder
herunter bis knapp unter zwei Prozent. Seit Herbst ist dieser
Abwärtstrend gestoppt.
Verivox wertet regelmäßig Konditionen für eine Anlagesumme von 10.000
Euro aus. Informationen zur Verzinsung von Sparanlagen bietet zum
Beispiel auch das Verbraucherportal Biallo.de.
Oft nur mickrige Zinsen fürs Tagesgeld
Bei Tagesgeldangeboten der etwa 800 von Verivox analysierten
Institute ging es von durchschnittlich 1,59 Prozent zu Jahresbeginn
2025 bis auf 1,16 Prozent Anfang August nach unten. Seither haben
sich die Tagesgeldzinsen nach Verivox-Beobachtung stabilisiert und
liegen aktuell im Schnitt bei 1,30 Prozent für bundesweit verfügbare
Angebote.
Bei vielen Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken gibt es
jedoch deutlich weniger auf dem als Geldparkplatz beliebten
Tagesgeldkonto: Bei den Sparkassen liegt der Durchschnittszins
Verivox zufolge derzeit bei 0,37 Prozent, im genossenschaftlichen
Sektor gibt es im Schnitt 0,42 Prozent Zinsen.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Immer wieder buhlen neue Anbieter auf dem engen deutschen Bankenmarkt
mit Lockangeboten um die Gunst der Kundschaft. Auch Neukunden bieten
manche Institute bessere Konditionen als ihrer Stammkundschaft. 2026
könnte der für das zweite Quartal angekündigte Deutschlandstart der
Digitalbank Chase der US-Großbank JPMorgan Chase für Bewegung auf dem
Zinsmarkt sorgen.
«Zum Marktstart positionieren sich neue Anbieter oft mit besonders
attraktiven Konditionen, um sich zügig einen relevanten Kundenstamm
aufzubauen», sagt Verivox-Geschäftsführer Maier. So bot zum Beispiel
die spanische Großbank BBVA anlässlich ihres Deutschland-Starts im
Juni vorübergehend drei Prozent Zinsen auf Guthaben auf dem Girokonto
für zwölf Monate.
Geraten etablierte Wettbewerber durch Neulinge unter Druck, entstehe
unabhängig vom allgemeinen Zinsumfeld ein Wettstreit um die besten
Zinsen, sagt Maier: «Aufmerksamen Sparern bieten sich in einer
solchen Situation lukrative Anlagechancen.»
Lohnt sich die Jagd nach dem besten Zinsangebot?
Ob sich Zinshopping wirklich lohnt, hat jüngst die Stiftung Warentest
anhand einer Anlagesumme von 50.000 Euro durchgerechnet: Während
Sparerin A ihr Geld ein Jahr für 2,7 Prozent fest anlegt und am Ende
1.350 Euro Zinsen erhält, wechselt Sparer B viermal im Jahr von einem
Tagesgeld-Aktionszins zum nächsten. Der Mehrertrag der
Schnäppchenjagd: rund 220 Euro. «Letztendlich ist es eine Typfrage,
ob man dafür den Aufwand betreiben möchte», so das Fazit von
Testleiterin Kathy Elmenthaler. Die Stiftung Warentest warnt zugleich
vor allzu verlockenden Angeboten: «Aktuell haben Zinsbetrüger
Hochkonjunktur.» Im Zweifel gilt: Hände weg!
