Nato-Chef hält unabhängige EU-Verteidigung für unnötig Von Ansgar Haase, dpa
26.12.2025 03:37
Können sich die Europäer in Verteidigungsfragen noch auf die USA
verlassen? Die Politik von Donald Trump weckt bei manch einem in der
EU große Zweifel. Der Nato-Generalsekretär versucht zu beruhigen.
Brüssel (dpa) - Nato-Generalsekretär Mark Rutte hält es trotz des
aktuellen Kurses der Regierung von US-Präsident Donald Trump nicht
für nötig, dass sich die EU in Verteidigungsfragen völlig unabhängi
g
von den Vereinigten Staaten macht. Die USA erwarteten, dass Europa
mehr Verantwortung übernehme und mehr Geld für Verteidigung ausgebe,
sagte Rutte in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Letztlich gehe es aber darum, dies an der Seite der USA zu tun. Diese
stünden voll und ganz zur Nato und blieben im Bündnis und in Europa.
Rutte antwortete mit diesen Worten auf die Frage, ob er die Sicht des
CSU-Spitzenpolitikers Manfred Weber auf die aktuelle Lage teile. Der
Vorsitzende der europäischen Parteienfamilie EVP hatte jüngst den
Ausbau der EU zu einer europäischen Nato gefordert und dies damit
begründet, dass man sich auf die USA nicht mehr uneingeschränkt
verlassen könne.
Rutte sagte nun, er schätze Manfred Weber sehr. Bei diesem Thema habe
er allerdings eine etwas andere Sicht. «Ich bin absolut überzeugt,
dass die USA voll und ganz zur Nato stehen. Daran gibt es keinen
Zweifel», erklärte er.
Der frühere niederländische Regierungschef verwies dabei auch auf den
Nato-Gipfel im Sommer in Den Haag, bei dem sich alle Alliierten
verpflichtet hatten, ihre verteidigungsrelevanten Ausgaben bis 2035
auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. «Ich glaube,
das ist bis heute einer der größten außenpolitischen Erfolge von
Präsident Trump», sagte er.
Auch Großbritannien, Norwegen und Kanada sind Nato-Mitglieder
Zudem wies Rutte darauf hin, dass die Nato nicht nur aus den USA und
EU-Staaten bestehe. «Wenn es um Europa und die Nato geht, dann ist
das mehr als die EU», sagte er. Die EU sei sehr wichtig. Aber wenn
man auf das gesamte Bruttoinlandsprodukt schaue, stünden die 23
EU-Mitglieder innerhalb der Nato nur für etwa ein Viertel der
gesamten Nato-Wirtschaftsleistung. «75 Prozent liegen weiterhin
außerhalb der EU», sagte Rutte und verwies auf Nato-Mitglieder wie
Großbritannien, Norwegen, Kanada und auch die USA.
Manfred Weber, der mit der EVP-Fraktion die größte Gruppe im
EU-Parlament führt, wirbt bereits seit einigen Jahren für deutlich
mehr Autonomie in Verteidigungsfragen und fordert dabei auch den
Aufbau einer europäischen Armee. Bestätigt sah er sich zuletzt unter
anderem durch die Veröffentlichung der neuen US-Sicherheitsstrategie
und die Unterstützung der USA für russische Positionen im Ringen um
ein Ende des Ukraine-Kriegs.
In der Sicherheitsstrategie wird zwar nicht die US-Mitgliedschaft in
der Nato infrage gestellt. Zugleich heißt es aber in dem Dokument zum
Beispiel, die Zeiten, in denen die Vereinigten Staaten «wie Atlas die
gesamte Weltordnung gestützt» hätten, seien vorbei. Es gelte «Ameri
ca
First» - die USA zuerst.
