Migrationsexperte Thym: Grenzkontrollen höchstens bis Juni 2026

28.12.2025 12:59

Sind die Grenzkontrollen bald Geschichte? Daniel Thym erwartet ein
baldiges Ende, aber warnt auch vor zu hohen Erwartungen gegenüber
Drittstaaten.

Berlin (dpa) - Der Migrationsrechtsexperte Daniel Thym rechnet bis
zum Sommer mit einem Ende der Kontrollen an deutschen Außengrenzen.
«Ich glaube, alle Fachleute sind überrascht, dass es bisher nur eine
Gerichtsentscheidung gegen das Vorgehen gab. Das Verfahren vor dem
Berliner Verwaltungsgericht hat die Bundesregierung kurz nach
Amtsübernahme verloren, weil sie die Belastungssituation für das Land
nicht ausreichend dargelegt hat», sagte der Konstanzer
Rechtsprofessor der «Welt». 

Thym begründete seine Prognose zum Ende der Grenzkontrollen mit der
Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS). «Ein
wichtiger Bestandteil der juristischen Begründung sind die Defizite
des europäischen Asylrechts. Ab nächsten Juni gibt es mit GEAS ein
neues Asylrecht - dieses Argument verfängt dann also nicht mehr.»
Seine klare Erwartung sei, dass spätestens am 12. Juni 2026 die
Grenzkontrollen enden.

«Warne davor, die Rechnung ohne den Wirt zu machen»

An allen deutschen Landesgrenzen gibt es seit dem 16. September 2024
wieder Grenzkontrollen bei Einreisen, zuvor war das bereits teilweise
der Fall. Das Bundesinnenministerium hatte die Ausweitung angeordnet,
um die Zahl der unerlaubten Einreisen stärker einzudämmen. Die
zeitlich jeweils befristeten Kontrollen wurden zweimal verlängert -
zuletzt bis Mitte März 2026. Grenzkontrollen sind im Schengen-Raum
eigentlich nicht vorgesehen.

Mit GEAS will die EU ihre Abschiebepolitik verschärfen. Künftig
sollen Schutzsuchende auch in Länder gebracht werden dürfen, zu denen
sie keine Verbindung haben - Asylverfahren sollen damit in
Drittstaaten ausgelagert werden. 

Thym warnte vor zu hohen Erwartungen gegenüber Drittstaaten. «Ich
höre immer wieder von Ländern wie Uganda, Tunesien oder Äthiopien als

Partner. Aber ich warne davor, die Rechnung ohne den Wirt zu machen.»
Es gelte, Länder wie etwa Uganda zu überzeugen, «dass sie Menschen
übernehmen, die dort noch nie waren und bei denen die Abschiebung ins
Herkunftsland scheitert - und dann eventuell auch noch Gefährder und
Straftäter.» Das werde kein Staat gut finden, es brauche daher also
gute Argumente, auch finanzieller Natur.