Kurti gewinnt Neuwahl im Kosovo mit klarem Vorsprung

29.12.2025 00:30

Im zweiten Anlauf sichert sich der linke Reform-Premier eine
Regierungsmehrheit. Seine Anhänger feiern ausgelassen. Albin Kurti
beteuert, dass auf seine Mannschaft noch viel Arbeit warte.

Pristina (dpa) - Die Regierungspartei Vetevendosje von
Ministerpräsident Albin Kurti hat die vorgezogene Parlamentswahl im
Kosovo klar gewonnen. Nach Auszählung von fast allen Wahllokalen
kommt die sozialdemokratische Formation auf 49,4 Prozent der Stimmen,
wie die staatliche Wahlkommission in der Hauptstadt Pristina
mitteilte. 

Damit wird Vetevendosje (zu Deutsch: Selbstbestimmung) im neuen
Parlament fast die Hälfte der Sitze erhalten und könnte zusammen mit
einigen Parteien der ethnischen Minderheiten über die
Regierungsmehrheit verfügen, schrieb das Portal «koha.net». Es war
die zweite Parlamentswahl in diesem Jahr. Sie wurde notwendig, weil
es nach der letzten regulären Wahl am 9. Februar zu keinen klaren
Mehrheitsverhältnissen gekommen war und sich Kurti mit keiner der
Oppositionsparteien auf eine Koalition zu einigen vermochte. Zuvor
hatte der 50-jährige Politiker praktisch allein regiert.

Kurtis Anhänger feiern

Anhänger der Regierungspartei fuhren hupend in Autokorsos durch
Pristina. Feuerwerksraketen erleuchteten den Himmel. «Nach fairen,
demokratischen und freien Wahlen sind wir heute noch siegreicher als
Anfang Februar», sagte Kurti in einer kurzen Ansprache, die im
Fernsehen übertragen wurde. Mit dem neuen Mandat würden auf die
Regierung viele Aufgaben zukommen, «die bisher geleistete gute Arbeit
muss fortgesetzt werden», fügte er hinzu. 

Nach Angaben der Wahlkommission kam die liberale Demokratische Partei
(PDK) auf 21, die bürgerliche Demokratische Liga des Kosovos (LDK)
auf 13,6 und die konservative Allianz für die Zukunft (AAK) auf 5,7
Prozent der Stimmen. Im kosovarischen Wahlsystem stehen der
serbischen Minderheit zehn, den anderen Volksgruppen - unter ihnen
Bosniaken, Türken und Roma - weitere zehn Mandate im 120-sitzigen
Parlament zu.

Vetevendosje verbesserte sich im Vergleich zum Februar um sieben
Prozentpunkte. Die PDK hielt ihren Stimmanteil, die LDK
verschlechterte sich um mehr als vier Prozentpunkte. Die
Wahlbeteiligung lag bei 45 Prozent und lag damit etwas unter der vom
Februar (46,6 Prozent). 

Beobachter: Wahltermin könnte geholfen haben

Den Erfolg der Vetevendosje führten Kommentatoren auf das große
Mobilisierungspotenzial der Partei zurück. Geholfen habe ihr auch der
Wahltermin zwischen Weihnachten und Neujahr. In dieser Zeit besuchen
viele Kosovaren, die im Ausland arbeiten, darunter auch in
Deutschland, ihre Heimat. Diese Wählergruppe unterstützt in besonders
hohem Maße die Vetevendosje. 

Der jüngste Staat Europas

Kurti regiert seit 2021 im jüngsten Staat Europas, der 2008 seine
Unabhängigkeit erklärte und heute fast ausschließlich von Albanern
bewohnt ist. Die ehemalige serbische Provinz hatte sich nach einem
bewaffneten Aufstand der UCK-Miliz und einer Nato-Intervention im
Jahr 1999 aus dem zerfallenden Jugoslawien gelöst und von Serbien
abgespalten. Serbien erkennt die Unabhängigkeit des Kosovos bis heute
nicht an und beansprucht das Gebiet weiterhin für sich. 

In seiner Regierungszeit beseitigte Kurti die von der serbischen
Regierung getragenen parallelen Institutionen im Norden des Landes,
der an Serbien grenzt und der fast ausschließlich von Serben bewohnt
ist. Dabei nahm er auch Konflikte mit der Europäischen Union in Kauf,
die ein zurückhaltendes Vorgehen befürwortete und das Kosovo mit
Strafmaßnahmen belegte. Die EU nahm einen Teil der Maßnahmen in
diesem Monat zurück. 

Die von Kurti versprochenen Reformen nahmen bislang nur teilweise
Gestalt an. Neue Gesetze, die die Korruption zurückdrängen sollen,
würden noch nicht effektiv umgesetzt, bemängeln Kritiker. Für die
Union gilt das Kosovo nur als potenzieller Beitrittskandidat. Der
Grund dafür ist, dass fünf EU-Länder - Spanien, Griechenland, Zypern,

Rumänien und die Slowakei - die Unabhängigkeit des Landes bislang
nicht anerkannt haben.