Nutzt die Währungsunion nicht nur den großen Konzernen?

Vorteile für Unternehmen - Preissteigerungen für Verbraucher?

Wer in ein anderes Land reist, Waren kauft oder dort investieren will, dem nutzt die eigene Währung nicht viel. Er muss die dortige "Landeswährung" kaufen. Geschäfte mit fremden Währungen sind aber immer mit Risiken verbunden. Starke Wechselkursschwankungen können eine länger geplante Urlaubsreise teuerer als erwartet machen, für ein Unternehmen kann sich ein vermeintlich gutes Geschäft unter Umständen als existenzgefährdent erweisen. Denn auch wenn die Werkzeugmaschine schon lange geliefert ist, den Wert der Gegenleistung - des Geldes - kennt der Verkäufer erst, wenn wirklich gezahlt wird.

So mussten in der Vergangenheit Unternehmen bisher oft in mehreren Währungen kalkulieren, anbieten und buchführen, wenn sie innerhalb des europäischen Binnenmarktes Waren verkaufen wollten. Mit dem Euro kann in einer Währung gerechnet werden. Das reduziert Risiken und Kosten.

Der Handel zwischen den Mitgliedstaaten macht rund 60 Prozent des gesamten Außenhandels der EU-Staaten aus. Der Euro ist deshalb die logische Ergänzung des Binnenmarktes: Der Handel zwischen den Mitgliedstaaten wird vereinfacht. Die Unternehmen können besser planen und haben eine größere Investitionssicherheit. Nur zusammen mit Währungsunion wird der Binnenmarkt zu einem echten Heimatmarkt, der es den europäischen Unternehmen ermöglicht, im weltweiten Wettbewerb zu bestehen.

Auch im Welthandel haben Wechselkursschwankungen der europäischen Wirtschaft in den neunziger Jahren schwer zu schaffen gemacht und tausende von Arbeitsplätzen gekostet. Obwohl die USA nur einen Anteil von 16 Prozent am Welthandel haben (Europa 42 Prozent), werden heute weltweit rund 60 Prozent aller Ausfuhren in Dollar berechnet. Erst der Euro als stabile europäische Währung ist eine Währung, die zu den zwei anderen Währung mit weltwirtschaftlich überragender Bedeutung - Dollar und Yen - aufschliessen konnte. Er ist eine der wichtigsten Handels- und Reservewährungen und macht damit Europa zu einem weltwirtschaftlich gewichtigeren Partner.

Schließlich verhilft ein grosser einheitlicher Markt Verbrauchern wie Unternehmen, aus einem grösseren Warenangebot das wirklich Beste herauszufinden und die Preise besser vergleichen zu können. Das heisst: Mit einer einheitlichen Währung funktioniert unsere europäische Wirtschaft einfach besser.

Das gilt für jeden: Denn wer konnte früher schon auf Anhieb sagen, ob es günstiger war, ein Auto in Deutschland, Frankreich oder Italien zu kaufen? Trotz erheblicher Preisunterschiede nutzten viele Verbraucher die Vorteile des Binnenmarktes nicht, weil unterschiedliche Währungen einen direkten Preisvergleich erschwerten und das Geldwechseln den Kauf im Ausland zusätzlich verteuerte.

Dabei könnte das Auto in vielen Fällen im Nachbarland um mehr als 20 Prozent billiger zu haben sein! Mit dem Euro werden diese krassen Preisunterschiede für den Verbraucher durchschaubar. Durch die einheitliche Währung können Preise über die Grenzen hinweg einfacher verglichen werden.

Doch der Euro bringt nicht nur wirtschaftliche Vorteile: Die Währungsunion ist Ausdruck des Willens der Länder in Europa, enger und wirksamer zum gemeinsamen Nutzen zusammenzuarbeiten und auf dem Weg der politischen Integration weiter voranzuschreiten. Sie bedeutet die Chance, wirtschaftliche und politische Stabilität schrittweise auf ganz Europa auszuweiten. Durch ihre immer engere wirtschaftliche und politische Verflechtung sichern sich die Völker und Nationen der Europäischen Union auf Dauer ein friedliches Zusammenleben. Das macht die EU auch für neue Mitgliedstaaten attraktiv.