Euro-Praktisch: EU-Richtlinie stoppt VW Käfer

Käfer-Fans sind frustriert

Südlohn (dpa) - In einer Scheune im Münsterland ist Andreas
Langheims hellblaues Traumauto «eingemottet». Für 10 000 Euro erstand
der 44-Jährige schon vor Monaten einen der letzten VW Käfer, die in
Mexiko vom Band liefen, bevor die Produktion weltweit eingestellt
wurde. Doch der erhoffte Fahrspaß ist dem Münsterländer bislang trotz
nachgerüsteten Katalysators und prächtigen Wetters nicht vergönnt.
Deutsche Behörden verweigern dem Auto-Mythos unter Berufung auf eine
EU-Richtlinie die Zulassung als Neuwagen. Die Käfer-Fans sind
fassungslos und wollen Ende Mai in Berlin demonstrieren.

«Er läuft und läuft und läuft» - 70 Jahre lang galt dieser Slogan
für das Erfolgsmodell deutscher Autobaukunst schlechthin. 21,5
Millionen Käfer wurden in dieser Zeit gebaut. Auf Deutschlands
Straßen waren im vergangenen Jahr noch 85 000 der kugeligen
Kleinwagen angemeldet, die einst von Käfer-«Urvater» Ferdinand
Porsche entwickelt wurden.

Doch jetzt gibt es ausgerechnet im «Mutterland» des Volkswagens
Probleme. Rund 350 deutsche Käufer der Wagen aus mexikanischer
Produktion sind betroffen. Die Autos stehen in Tiefgaragen und
Hallen.

«Das Problem ist die EU-Richtlinie 98/69», berichtet Langheim. Die
Vorschrift sieht für Neuwagen seit 2001 eine orange Kontroll-Leuchte
für die so genannte «On-Board-Diagnose» vor - «für eine Motor-
Elektronik, die der Käfer gar nicht besitzt», schimpft der Käfer-Fan.
Die Leuchte soll einen Ausfall des Katalysators anzeigen - und kann
nicht nachgerüstet werden. Daher darf der Käfer zwar als Oldtimer
ohne Katalysator auf deutschen Straßen rollen und stinken - als
schadstoffarmer Neuwagen mit Katalysator aber nicht.

Ein Sprecher des bayerischen Wirtschaftsministeriums, das sich der
Zulassungsfrage angenommen hat, sieht die Schuld beim Münchener
Importeur der Käfer. «Die haben die Wagen einfach importiert und sich
vorher nicht informiert.» Eine Ausnahme-Genehmigung für die Käfer-
Fans komme nicht in Frage, darin seien sich Bund und Länder einig.
Die Leitung der Importfirma zeigt sich unterdessen zugeknöpft. Sie
muss mit einer Klageflut von Käfer-Käufern rechnen, wenn denen die
freie Fahrt verwehrt bleibt.

Nachsichtiger gibt man sich beim bayerischen TÜV. Die Prüfer
nahmen einen der Mexiko-Käfer als Gutachter unter die Lupe und
befürworteten die Zulassung. «Die Wagen sind technisch in Ordnung»,
sagt ein Sprecher in München. «Bis auf die On-Board-Diagnose passt
alles.» Mithin können sich die TÜV-Prüfer vorstellen, die
abgaskatalysierten Kugelwagen auch ohne Kontroll-Leuchte durch die
Lande rollen zu lassen.

Einzelne Zulassungsstellen sollen sogar Ausnahmegenehmigungen
erteilt haben. Inzwischen sei man «auf höchster politischer Ebene»
mit dem Thema beschäftigt, verrät der TÜV-Sprecher: «Es besteht noch
Hoffnung.»

(Internet: www.kaefer-demo.de.vu)