EU-Staaten einig gegen irreführende Werbung bei Lebensmitteln

Nicht einseitig nur mit deren gesunden Bestandteilen werben

Luxemburg (dpa) - Die Regierungen der 25 EU-Staaten sind einig im
Kampf gegen irreführende Werbung bei Lebensmitteln. Die
Verbraucherminister nahmen im Juni in Luxemburg einstimmig einen
entsprechenden Verordnungsentwurf an. Demnach dürfen die Hersteller
von Lebensmitteln künftig nicht einseitig nur mit deren gesunden
Bestandteilen werben und dabei Gefahren für die Gesundheit
unterschlagen. Die deutsche Verbraucherministerin Renate Künast
begrüßte den Beschluss: «Das ist eine gute Einigung.»

Nach dem Beschluss des Ministerrates muss sich nun das
Europaparlament erneut äußern. Es hatte erst in der vergangenen Woche
wesentliche Passagen des Verordnungsentwurf entschärft und vor allem
die Forderung nach Angabe eines «Nährwertprofils» gestrichen. Diese
ist nun in der von den Regierungen beschlossenen Verordnung wieder
enthalten. Künast sagte, sie hoffe, dass sich angesichts der
Einstimmigkeit im Ministerrat das Europaparlament bewegen werde. Auch
die EU-Kommission möchte das.

Bei der Verordnung geht es um Werbeangaben, wonach ein Produkt
beispielsweise besonders viele Vitamine oder besonders viel Kalzium
enthält. «Wenn man sich aber anguckt, was insgesamt drin ist - Fett,
Kohlenhydrate und Zucker - dann stellt man fest: Dies ist mehr als
eine Kalorienbombe», sagte Künast. «Wer Werbung machen will mit
einzelnen Bestandteilen und quasi etwas Gesundheitsbezogenes damit
aussagt, der muss auch offen legen, wie das gesamte Nährwertprofil
bei Fett, Zucker und Kohlenhydraten ist», sagte sie.

Der für Gesundheit und Verbraucherschutz zuständige EU-Kommissar
Markos Kyprianou begrüßte die Einigung im Ministerrat, mit der
strikte Regeln für die Benutzung von Werbeattributen wie «fettarm»
oder «wenig Zucker» aufgestellt werden. «Der Beschluss von heute
garantiert den Verbrauchern klare und wahrhaftige Informationen über
das, was sie essen», sagte Kyprianou.

Ein Verbot bestimmter Lebensmittel steht nach den Worten von
Künast nicht zur Debatte. «Pizza wird es weiter geben. Pizza ist
einfach Pizza. Und da ist auch die Frage des Nährwertprofils und des
zugesetzten Vitamins C vollkommen egal», sagte Künast, «jeder Mensch
isst gerne welche. Das deutsche Eisbein oder der Saumagen werden auch
weiter bleiben.»